Neu: Kias Flaggschiff EV9 ist ein elektrisches Raumwunder

Von Hans-Henning Kiefer

Der EV9 basiert auf der gleichen Electric Global-Modular-Plattform des Hyundai-Konzerns wie der Kia EV6, der Hyundai Ioniq 5 oder der Genesis GV70. Foto: Kiefer

Als Flaggschiff bezeichnet Kia sein großes, elektrisch fahrendes SUV namens EV9. Und das ist in diesem Fall wörtlich zu nehmen: Das Elektro-SUV mit 5,01 Metern Länge, 1,75 Metern Breite und mehr als drei Tonnen Gesamtgewicht ist das bisher größte Elektro-SUV, das der koreanische Autobauer Kia in Europa anbietet.

Der EV9 basiert auf der gleichen Electric Global-Modular-Plattform des Hyundai-Konzerns wie der Kia EV6, der Hyundai Ioniq 5 oder der Genesis GV70. Ein wahres Trumm, das sich aber spielend leicht fahren lässt. Dank bis zu sieben Sitzen ist das Raumwunder eigentlich ein ideales Familienfahrzeug – wäre da nicht der Preis, der bei 72 490 Euro startet. Kia zielt mit seinem Konzept damit auf die Premiumklasse ab.

Zum Start gibt es zwei Antriebsvarianten

Zum Start in den Markt bietet Kia zwei Antriebsvarianten an mit 204 PS (150 kW) und Heckantrieb und 385 PS (283 kW), wahlweise mit Heck- oder Allradantrieb, mit sechs oder sieben Sitzen. Wir fuhren den EV9 in der stärkeren Motorisierung mit Allradantrieb und der umfangreichsten GT-Ausstattung, wofür dann schon 82 389 Euro fällig werden.

Dass der Kia EV9 beachtliche 2,5 Tonnen Anhängelast ziehen kann, macht ihn zu einer einer Ausnahmeerscheinung unter den batteriegetriebenen Premium-SUVs. Foto: Kiefer

Auffällig von seinen Ausmaßen, aber nicht aufdringlich präsentiert sich das Design des EV9 mit bulliger Front und weich gezeichneten großen Flächen wie Motorhaube und Türen mit klaren Linien und kantigen Elementen wie die hintere Fenstergrafik und die Radhäuser. Scharf geschnitten ist die markante Leuchtengrafik, die an Volvos „Thors Hammer“ erinnert. Die Architektur des Elektrofahrzeugs und der damit verbundene Radstand von 3,10 Metern ermöglichen einen außergewöhnlich luftigen, hellen und übersichtlichen Innenraum mit ebenem Boden. Zum Einsatz kommen zum Beispiel Lederalternativen aus Bio-Polyurethan, das zum Teil aus Mais gewonnen wird, sowie Stoffe und Teppiche aus recyceltem PET, das unter anderem von alten Fischernetzen stammt.

Umweltfreundliche Komfort-Komponenten

Für den serienmäßig hohen Komfort und ein angenehmes Gefühl sorgen neben veganen Sitzbezügen in Lederoptik zum Beispiel ein Premium-Soundsystem, elektrisch einstellbare Vordersitze inklusive elektrisch einstellbarer Lendenwirbelstütze, Sitzheizung und Sitzventilation in den ersten beiden Sitzreihen, Lenkradheizung, Drei-Zonen-Klimaautomatik, Ambientebeleuchtung, induktive Smartphone-Ladestation und USB-C-Ladebuchsen in allen drei Sitzreihen. Hinzu kommen im GT-Line Entspannungssitze vorn inklusive Beinauflage, Fahrersitz mit Massagefunktion sowie elektrisch höhen- und tiefenverstellbares Lenkrad.

Drehbare Sitze in der Reihe zwei

Praktisch: In den Sechssitzer-Varianten sind die zwei Einzelsitze in der zweiten Reihe wahlweise als Entspannungssitze oder als um 90 Grad drehbare Sitze erhältlich. Sie lassen sich bei geöffneter Tür um 180 Grad in Richtung dritter Reihe schwenken. Foto: Kiefer

Praktisch: In den Sechssitzer-Varianten sind die zwei Einzelsitze in der zweiten Reihe wahlweise als Entspannungssitze oder als um 90 Grad drehbare Sitze erhältlich. Sie lassen sich bei geöffneter Tür um 180 Grad in Richtung dritter Reihe schwenken. Das hilft beim Befestigen von Kindersitzen oder erleichtert bei Bedarf den Einstieg. Eine in die Mittelkonsole integrierte und ausziehbare Ablage dient als Tisch zwischen den Sitzen der zweiten Reihe.

Viel Platz bietet der EV9 auch für Gepäck: Zwar stehen bei aufrechter Position aller Sitze nur 333 Liter zur Verfügung, bis zu 828 Liter Liter sind es bei umgeklappter dritter Reihe (Siebensitzer: 807 Liter). Werden auch die Lehnen der zweiten Reihe umgeklappt, entsteht ein äußerst üppiger Laderaum mit ebenem Boden und einem Volumen von bis zu 2393 Litern (Siebensitzer: 2318 Liter). Weiteren Stauraum bietet der beleuchtete so genannte Frunk vorne.

Enorme Anhängelast für elektrisches Fahrzeug

Übersichtlich ist das Cockpit mit serienmäßigem Panorama-Display für ein schnelles und intuitives Zurechtfinden. Foto: Kiefer

Zur Serienausstattung des elektrischen Familien-SUV gehören neben einer sensorgesteuerten Heckklappe zum Beispiel auch Lehnen in der dritten Sitzreihe, die vom Gepäckraum aus elektrisch umklapp- und wieder aufstellbar sind. Dass der Kia EV9 beachtliche 2,5 Tonnen Anhängelast ziehen kann, macht ihn darüber hinaus zur einer Ausnahmeerscheinung unter den batteriegetriebenen Premium-SUVs. Übersichtlich ist das Cockpit mit serienmäßigem Panorama-Display für ein schnelles und intuitives Zurechtfinden. Es beinhaltet zwei großformatige je 12,3-Zoll Bildschirme des digitalen Kombiinstruments und des Navigationssystems sowie dazwischen einen 5,3 Zoll-Touchscreen zur direkten Einstellung der Klimatisierungsfunktionen. Das Navigationssystem, das sich per Over-the-Air-Update aktualisieren lässt, beinhaltet neben den Online-Diensten Kia Connect einen neuen EV-Routenplaner, der bei Bedarf die Ladeplanung automatisch erledigt, inklusive Batterie-Vorkonditionierung an kalten Tagen. Löblich: Unterhalb des Bildschirmes gibt es Tasten für Klima, Warnblinker und die unterschiedlichen Fahrmodi.

Dreitonner erweist sich als äußerst agil

Trotz seiner Größe ist der Allrad-Dreitonner äußerst agil. In 5,3 Sekunden sprintet er auf Tempo 100 km/h und entwickelt eine Höchstgeschwindigkeit von 200 Stundenkilometern. So behäbig wie Gewicht es vermuten lässt, ist der Kia EV9 also nicht. Überholen ist überhaupt kein Problem bei einem Drehmoment von 700 Newtonmetern. Auf freier Strecke spielt er seine Stärken aus und segelt geradezu. Beim präzisen Bremsen hilft der Wechsel der Rekuperationsstufen mittels Lenkradpaddels. In engen Kurven macht sich das Gewicht dann trotz des für einen niedrigen Schwerpunkt im Unterboden verbauten Kraftwerks bemerkbar. Das Fahrwerk wirkt straff, aber nicht hart, die Lenkung ist direkt und reagiert mit Feingefühl. Beim Allradler lassen sich zudem verschiedene Fahrmodi anwählen.

Reichweiten deutlich über 500 Kilometern

Werden auch die Lehnen der zweiten Reihe umgeklappt, entsteht ein äußerst üppiger Laderaum mit ebenem Boden und einem Volumen von bis zu 2393 Litern (Siebensitzer: 2318 Liter). Foto: Kiefer

Bis zu 563 Kilometer kann der 204 PS starke Hecktriebler mit einer Akkuladung zurücklegen. Die 385 PS starke Allradversion knackt ebenfalls die 500-Kilometer-Marke. Dank der 800-Volt-Schnellladetechnologie lässt sich der 99,8-kWh-Akku unter Idealbedingungen in 24 Minuten von zehn auf 80 Prozent aufladen. Binnen 15 Minuten kann so Strom für bis zu 249 Kilometer Reichweite getankt werden. Den Verbrauch gibt Kia mit 20,2 kW/h für den Hecktriebler und 22,8 kW/h für den stärkeren Allradler an. Unser Verbrauch lag dabei bei 21,8 kW/h.

Elektromobilität praktisch: Kia bietet „Plug&Charge“ an – zunächst für den Ladeanbieter Ionity, im neuen Jahr auch für Aral Pulse. Es reicht, den EV9 mit der entsprechenden Ladesäule zu verbinden, die das Fahrzeug automatisch erkennt und über das Konto des Besitzers abrechnet. Neben der üblichen Hersteller-Garantie von sieben Jahren auch auf die Batterie bietet Kia darüber hinaus bis Jahresende den EV9-Käufern weitere Vorteile wie ein Ladeguthaben, mit dem sich Strom für rund 10 000 Kilometer tanken lässt.