Mazda im Wankelmut

Von Hans-Hennig Kiefer

Mazda ist bekannt für seine unterschiedlichen Antriebe und ungewöhnlichen Lösungen. Die japanischen Autobauer bekennen sich zu technologischer Offenheit und setzen ihre Erfahrung mit dem nach Felix Wankel benannten Prinzip des Kreiskolbenmotors nun auf unkonventionelle aber sehr effiziente Weise im neuen Mazda MX-30 e-Skyactiv R-EV – so die etwas sperrige Bezeichnung – um. Ein Plug-in-Hybride, der das komfortable und direkte Fahrgefühl eines Elektroautos und die Langstrecken- und Alltagstauglichkeit eines Verbrenners miteinander verbinden soll.

Der rein batterieelektrische MX-30 e-Skyactiv EV ist schon eine Weile auf dem Markt, taugt mit seiner maximalen Reichweite von 200 Kilometern eher für Stadt- und Pendlerfahrten. In den vergangenen drei Jahren seit Einführung wurden in Deutschland gerade einmal 11.744 Exemplare verkauft. Da lag es nahe, eine Kombination aus Elektroantrieb und Verbrennungsmotor zu entwickeln. Während die Räder ausschließlich vom Elektromotor angetrieben werden, sorgt ein neu entwickelter Kreiskolbenmotor für zusätzliche Reichweite. Preislich startet der neue Mazda MX-30 e-Skyactiv R-EV genauso wie der vollelektrische Mazda MX-30 e-Skyactiv EV bei 35.990 Euro.

Der neue MX-30 e-Skyactiv R-EV lässt sich im Alltag so oft wie möglich vollelektrisch fahren, doch man muss sich auf längeren Strecken keine Gedanken über Reichweite oder Ladestopps machen. Foto: Kiefer

Der neue MX-30 e-Skyactiv R-EV lässt sich damit im Alltag so oft wie möglich vollelektrisch fahren, doch man muss sich auf längeren Strecken keine Gedanken über Reichweite oder Ladestopps machen. Die Räder werden immer von einem 170 PS (125 kW)-starken Elektromotor angetrieben, was eine elektrischen WLTP-Reichweite von 85 Kilometer ergibt. Der dank seiner Bauart sehr kompakte 830 Kubikzentimeter große Einscheiben-Kreiskolbenmotor samt Generator erhöht die Gesamtreichweite bei Bedarf deutlich auf bis zu 680 Kilometer. Er leistet maximal 75 PS (55 kW).

Die Vorteile: Weil keine mechanische Verbindung zwischen dem Verbrennungsmotor und den Rädern besteht, überzeugt der Mazda MX-30 e-Skyactiv R-EV so durch ein komfortables elektrisches Fahrerlebnis, das mit dem des vollelektrischen Mazda MX-30 e-Skyactiv EV vergleichbar ist. Weil Mazda zudem anstelle eines konventionellen Hubkolbenmotors den wesentlich kompakteren Kreiskolbenmotor einsetzt, bleibt ausreichend Platz für einen größeren Elektromotor, der das Fahrzeug in allen Fahrsituationen allein antreiben kann. Zudem arbeitet der Kreiskolbenmotor konstruktionsbedingt sehr vibrationsarm, so dass keine störenden Geräusche und Vibrationen das elektrische Fahrerlebnis beeinträchtigen.

Die entladene Batterie kann über den serienmäßigen dreiphasigen AC-Lader an einer 11 kW Wallbox in lediglich einer Stunde und 30 Minuten wieder vollständig aufgeladen werden. DC Schnellladen ist ebenfalls möglich. Ergänzend erzeugt der vom Kreiskolbenmotor angetriebene Generator Strom für längere Fahrten ohne Laden und steigert die Gesamtreichweite auf bis zu 680 Kilometer, die ohne Lade- und Tankstopps zurückgelegt werden können. Die kompakte Antriebseinheit wird von einer 17,8 kWh Lithium-Ionen-Batterie im Unterboden und einem 50 Liter fassenden Kraftstofftank vor der Hinterachse versorgt.

Im gewichteten WLTP-Zyklus für Plug-in-Hybridfahrzeuge verbraucht der Mazda MX-30 e-Skyactiv R-EV lediglich 1,0 Liter Benzin je 100 km, was CO 2-Emissionen von 21 g/km entspricht. Hinzu kommt ein WLTP-Stromverbrauch von 17,5 kWh je 100 km. Auf einer 100-Kilometer-Tour kamen wir bei einer ersten Testfahrt auf einen Verbrauch von 4,3 Liter Super und 14,2 kW/h Strom, durchaus bemerkenswerte Ergebnisse, gilt doch gerade der Wankel-Motor sonst als Spritfresser.

Der vom Kreiskolbenmotor angetriebene Generator erzeugt Strom für längere Fahrten ohne Laden und steigert die Gesamtreichweite auf bis zu 680 Kilometer, die ohne Lade- und Tankstopps zurückgelegt werden können. Foto: Kiefer

Der Mazda MX-30 e-Skyactiv R-EV ist mit drei verschiedenen Fahrmodi ausgestattet, aus denen man je nach Fahrsituation und Bedürfnissen wählen kann: EV-Mode, Normal-Mode und Charge-Mode. Für die alltäglichen Fahrten mit weniger langen Distanzen ist der EV-Mode die richtige Wahl. Hier wird der Mazda MX-30 e-Skyactiv R-EV so lange ausschließlich mit Energie aus der Hochvolt-Batterie angetrieben, bis deren Ladestand auf null Prozent gefallen ist. Erst dann schaltet sich im Normalfall die Kreiskolbenmotor-Generatoreinheit ein und stellt die zum Fahren benötigte elektrische Energie zur Verfügung. Der Normal-Mode verbindet elektrisches Fahren mit maximaler Performance: Bis zu einem Batterieladestand von 40 Prozent fährt der Mazda MX-30 e-Skyactiv R-EV ausschließlich mit Energie aus der Hochvolt-Batterie, bevor sich der Kreiskolbenmotor hinzuschaltet. Dann wird der Ladestand bei etwa 45 Prozent gehalten.

Mit Hilfe des Charge-Mode schließlich kann ein bestimmter Ziel-Batterieladestand festgelegt werden, der in Schritten von zehn Prozent eingestellt werden kann. So lässt sich zum Beispiel sicherstellen, dass die letzten Kilometer einer längeren Fahrt ausschließlich mit Energie aus der Batterie zurückgelegt werden. Unabhängig vom gewählten Fahrmodus liegt die Höchstgeschwindigkeit bei abgeregelten 140 km/h; den Sprint von null auf 100 km/h absolviert der Mazda MX-30 e-Skyactiv R-EV in 9,1 Sekunden.

Durch die Doppelflügeltür lässt sich in gewohnt bequemer Weise in das Fahrzeug ein- und aussteigen. Foto: Kiefer

Das ansprechend gezeichnete Crossover Modell überzeugt auch mit inneren Werten. Der Mazda MX-30 verzichtet bei allen Antriebsformen auf eine B-Säule, offeriert dafür – ganz wie beim früheren Wankelmodell RX-8 – zwei halbe, hinten angeschlagene Türen, die den Zugang zum Fond erleichtern. Dank der kompakten Bauweise weist er einen Kofferrauminhalt von 350 bis 1155 Litern auf. Mit 4,395 Meter Länge bei einem Radstand von 2,655 Metern, 1,795 Meter Breite und eine Höhe von 1,560 Metern entspricht Mazda-Crossover den Standards seiner Klasse. Das Interieur ist in vielen Teilen öko: Filzartige Türverkleidungen, Ablagen, die mit Kork ausgelegt sind. Schon in der Basisausstattung lässt der Mazda MX-30 kaum Wünsche offen. Selbst Head-up-Display, Apple CarPlay und Android Auto und ein SD-Navisystem stehen bereit. Die horizontale Gestaltung des Cockpits hebt die Fahrzeugbreite hervor, eine quasi schwebende Mittelkonsole sorgt ebenfalls für ein großzügiges Raumgefühl. Die Bedienung gibt keine Rätsel auf, ist intuitiv und funktional.

Auch wenn das Fahrwerk etwas komfortabler eingestellt sein dürfte, erweist sich der Mazda MX-30 R-EV als sehr agil, dank einer präzisen Lenkung und zugreifenden Bremsen lässt er sich flott und zielsicher dirigieren. Dazu kommt ein fast lautloses Fahren, lediglich das Einsetzen des Wankelmotors macht sich akustisch bemerkbar. Die Stückzahl seines rein elektrischen Pendants dürfte der Mazda MX-30 R-EV dank seines innovativen Antriebs, seiner Ausstattung und seinen Fahreigenschaften wohl übertreffen.