Von Sascha Valentin
15. Juli 2023
Wenn er am Straßenrand steht, wirkt der Abarth 500e beinahe brav. Aber wehe, wenn er losgelassen… Foto: Valentin
Kurve voraus! Noch 300 Meter. Das Navi schaltet in den Panik-Modus und bemüht sämtliche Blinkzeichen, damit doch bitte die Fahrgeschwindigkeit reduziert wird. 100 Meter. So ein bisschen zögert der rechte Fuß nun doch, nimmt kurz den Druck vom Pedal….nur, um es sich dann doch anders zu überlegen und wieder beherzt aufs Gaspedal zu treten. Gerade noch rechtzeitig, um mitzuerleben, wie kraftvoll sich das Fahrwerk in die Kurve legt und selbst bei dem flotterem Tempo auf dem Asphalt zu kleben scheint. Am Ende der Schikane wartet dann die Erkenntnis: Mit der neuen E-Variante des 500 bringt Abarth tatsächlich echtes Gokart-Feeling auf die Straße.
Dank einer genialen Gewichtsverteilung klebt der 500e auch bei höherem Tempo sicher auf der Straße. Foto: Valentin
Zu verdanken hat der Abarth 500e dieses dynamische Fahrverhalten vor allem einer Meisterleistung der Ingenieure, denen es gelungen ist, 43 Prozent des Fahrzeuggewichts auf die Hinterachse zu bekommen – und das, obwohl Motor und Akkus vorne liegen. Damit bleibt die Skorpion-Marke dem Leitspruch ihres Gründers Carlo Abarth auch im Elektro-Zeitalter treu: „Sei schneller als gestern. Gewinner mehr!“ Das passt zwar irgendwie nicht zu den Ansprüchen der Generation E, aber es macht einfach saumäßig Spaß mit dem Abarth 500e unterwegs zu sein. Da kann man auch mit einem Augenzwinkern über das synthetische Röhren hinwegschauen, das beim Tritt aufs Gaspedal in der Top-Version aus den Generatoren hervorgepresst wird und den legendären „Record Monza“-Sportauspuff-Sound imitieren soll.
Der Skorpion auf der Flanke symbolisiert, was in der kleinen Rennsemmel steckt: Jede Menge Fahrspaß! Foto: Valentin
Das mag ein nettes Gimmick sein, das beim ersten Mal auch ein Schmunzeln im Gesicht hinterlässt, und gewiss auch eine Hommage an die Werte Abarths – aber auf die Dauer kann das Brüllen auch ein wenig nerven und so kommt die Einstellung ganz gelegen, dass man den Soundgenerator auch ausstellen kann. Zumal der geneigte E-Auto-Interessent seine Kaufentscheidung wohl weniger aufgrund des Sound trifft. Andererseits hat der Abarth 500e sicherlich auch nicht die normale E-Auto-Käuferschaft im Visier. Dafür fällt auch die Reichweite von 265 Kilometern einfach zu gering aus – und die schafft er auch nur, wenn nicht so gefahren wird, wie es dem Straßen-Kart eigentlich im Blut liegt. Nein, der 500e will genau das, was er auch tatsächlich macht: Ordentlich Fahrspaß wecken!
Auch der Innenraum spiegelt den sportlichen Charakter des Abarth 500e wider. Foto: Valentin
Wem daran gelegen ist und trotzdem die Umwelt nicht belasten will, wird sich sehr schnell in den elektrifizierten Sport-Italiener verlieben, der seinen eigenen sportlichen Anspruch auch mit den entsprechenden Farben wie Acid Green oder Poison Blue zum Ausdruck bringt. Zudem stehen drei verschiedene Fahrmodi zur Auswahl: Neben dem alltagstauglichen Tourimso auch der Scorpion Street und der auf Krawall gebürstete Scorpion Track, mit dem auch optisch im Cockpit das entsprechende Rennfeeling aufkommt. Der 155 PS-Elektromotor ist bei 155 km/h abgeriegelt, was aber für den reinen Fahrspaß vollkommen ausreichend ist. An der normalen Haushaltssteckdose ist der Abarth 500e in 13 Stunden voll aufgeladen, an der Schnellladesäule hingegen schon in 35 Minuten wieder auf 80 Prozent. So viel Spaß es auch macht, den 500e zu fahren, so sehr wird der eine oder andere doch angesichts des Preises schlucken müssen. Die Limousine startet nämlich mit 37.990 Euro und für das Cabrio muss man noch einmal 3000 Euro mehr hinblättern.