Von Lothar Dönges
7. Juni 2023
Luigi Saia von der Geschäftsführung und Pressechef Markus Hauf sprechen von Freiheit, Abenteuer, Authenzität, Leidenschaft, von der Offroad-Marke schlechthin, aber auch vom Cruisen auf der Straße und meinen damit die gesamte Modellpalette von Jeep. Der frühere amerikanische Autohersteller, der vor neun Jahren in die zum Stellantis-Konzern gehörende Fiat-Gruppe integriert wurde, erlebt in Europa und speziell in Deutschland einen beachtlichen Aufschwung.
Weiterhin dazu beitragen sollen die in einer Fahrpräsentation für Fachjournalisten vorgestellten Elektro-Modelle Avenger und der Hybrid Grand Cherokee. Bis zum Jahr 2025 sollen vier vollelektrische Modelle die Kunden überzeugen. 2030 soll die komplette Jeep-Palette den E-Antrieb bieten.
Luigi Saia freute sich bei der Fahrveranstaltung für Avenger und Grand Cherokee 4xe über 1,2 Millionen Jeep-Verkäufe weltweit im vergangenen Jahr. Mit 17 500 Verkäufen wurde in Deutschland in diesem Zeitraum ein neuer Rekord geschrieben.
Bestes Ergebnis an Vorbestellungen
Beeindruckende Zahlen nannte er auch zum Kompakt-SUV Avenger. Über 20 000 Bestellungen liegen dem Konzern europaweit schon vor, in Deutschland mehr als 4 500 – ein Ergebnis, das vor der Markteinführung noch kein Jeep-Modell hierzulande verzeichnete.
Um es Avenger-Kunden trotz der aufgrund hoher Nachfrage erwartbaren Lieferfristen zu ermöglichen, den Umweltbonus in Höhe von 7 177,50 Euro (4500 Euro staatlicher Anteil, 2677,50 Euro Herstelleranteil) noch in diesem Jahr zu beantragen, garantiert Jeep insgesamt 2023 Privatkunden die Lieferung eines bis zum 30. Juni dieses Jahres bestellten Avenger Elektro bis zum 15. Dezember. Vom 1. Januar 2024 an wird der staatliche Anteil an der Umweltprämie für Elektrofahrzeuge um 1500 Euro auf nur noch 3000 Euro reduziert.
„Der Avenger wird eine Erfolgsgeschichte. Er bietet Jeep ein großes Wachstumspotenzial“, ist Pressesprecher Markus Hauf sicher und unterstreicht die von Produkt-Manager Nikolai Kloos genannten drei Säulen, auf denen das Auto aufbaut: funktionales Design, moderne Technologie und hohe Leistungsfähigkeit.
Das in Polen produzierte und unterhalb des Renegade angesiedelte City-SUV mit 4,08 Metern Länge ist nach den Worten von Hauf „vielseitig, nachhaltig, technologisch und elektronisch gut ausgestattet“.
Über 600 Komponenten speziell entwickelt
Der Avenger steht auf der ECMP2-Plattform des Stellantis-Konzerns, auf der auch schon der Opel Mokka und der Peugeot 2008 aufbauen. Dennoch sind über 600 Komponenten in dem Fahrzeug verbaut, die speziell für Jeep entwickelt wurden.
„Der Avenger „First Edition“ macht Spaß und ist aufregend. Er kombiniert Fähigkeiten, Stil, Funktionalität und Technologie und erfüllt damit die Bedürfnisse moderner, vernetzter, aktiver und abenteuerlustiger Kunden, die ein hundert Prozent elektrisches Fahrzeug mit kompakten Abmessungen, geräumigem Innenraum und der DNA von Jeep suchen. Dank einer Reichweite von bis zu 400 Kilometern und bis zu 550 Kilometern im Stadtverkehr sowie einer schnellen Lademethode ist der Jeep Avenger Ausdruck von geballter Freiheit, indem er Elektrifizierung und die anspruchsvolle Technologie in einem kompakten SUV vereint“, so Hauf.
Der Preis für den Avenger „First Edition“ (115 kW – 156 PS -, kombinierter Stromverbrauch 15,9-15,4 kWh/100 km) beträgt 39 900 Euro (abzüglich Umweltprämie für 2023). Die ersten Auslieferungen sind für den Spätsommer geplant.
„Das Mini-SUV erfüllt alle Voraussetzungen“
Alleine die bisher vorliegenden Bestellungen beantworten schon die Frage, ob echte Offroad-Fans sich für einen Jeep mit Elektroantrieb begeistern können. Und: Nach Erhebungen meiden die Besitzer von 98 Prozent aller Modelle dieser Fahrzeuggattung solche Regionen ohnehin. „Daher kann Jeep als erster Geländewagenhersteller nun auch ruhigen Gewissens sein erstes vollelektrisches Modell Avenger präsentieren. Denn das Mini-SUV erfüllt mit seinen kompakten Maßen, hübschem Design, ordentlicher Reichweite sowie einer ansehnlichen Komfortausstattung alle Voraussetzungen, um sich im Großstadtdschungel zu behaupten. Dabei ist ein Stromer im Grunde wie geschaffen fürs Gelände. Was wird im Kriechgang bergauf, bergab oder beim Durchfahren tiefer Wasserstellen gebraucht?: bullige Traktion von der ersten Umdrehung an. Genau das bietet der lautlose Elektromotor doch“, sagt Hauf selbstbewusst.
Bald gibt’s den Avenger auch mit Allradantrieb
Überhaupt will der frontangetriebene Avenger mit seinen kurzen Überhängen, sauber gezeichneten Konturen, stimmigen Proportionen und dem angedeuteten, markentypischen Sieben-Streben-Kühlergrill (der Stromer braucht weder Luft noch Kühlergrill) eine freundliche Erscheinung sein. Doch der Grill des Avengers stellt die Verbindung zu den kompakten Brüdern Renegade und Compass her, die ihn beide um mehrere Zentimeter überragen. Und auch sonst trägt der Avenger die üblichen Kennzeichen wie die ausladenden Kotflügel mit groß ausgeschnittenen Radhäusern, abgesetzte Seiten- und Unterfahrschutzblenden sowie das X in den Rückleuchten wie bei Wrangler und Renegade und ist damit schon jetzt auch optisch gerüstet fürs geplante Schwestermodell mit Allradantrieb.
Interieur modern und zweckmäßig
Das Interieur des Avenger gefällt mit einem durchgehenden, über die gesamte Breite gestreckten Instrumententräger, der alle Bedienelemente, die Lüftung, das Ambientelicht und den zentralen Touchscreen mit 26 Zentimetern Bildschirmdiagonale enthält. Der untere Bereich ist zum größten Teil Ablageraum. Inklusive der geräumigen, unter schicken Magnetblenden versteckten Zentralkonsole (mit induktiver Lade-Möglichkeit fürs Handy) bietet der Avenger hier bis zu 34 Liter Stauraum. Der Durchschnittswert bei Autos liegt bei 15 Litern. Der Mitteltunnel ist flexibel und modular aufgebaut und kann je nach Größe der Gegenstände verschoben oder sogar entfernt werden, um Platz für größere Gegenstände zu schaffen.
Auch der Kofferraum gehört mit 355 Litern zu den größten im Segment. 25 Liter fasst zudem der Raum unter dem Doppelboden zusätzlich. Das Gepäckabteil lässt sich durch eine elektrisch angetriebenen Heckklappe öffnen und über eine 72 Zentimeter tiefe Ladekante bequem beladen.
Das Infotainment-System mit 10,25-Zoll-Touchscreen ist immer Serie, das digitale Kombiinstrument in zwei Varianten mit 17,8 und 26 Zentimeter Display-Diagonale erhältlich. Dazu gibt es eine Navigation mit natürlicher Spracherkennung sowie Over-the-Air-Updates. Per App können Avenger-Besitzer die Position orten, die Türen ver- und entriegeln, den Batteriestand prüfen und das Fahrzeug aufladen.
Auch in punkto Sicherheit ist der Avenger bei den Kleinwagen-SUV ganz vorne mit dabei. So erfüllt er die Anforderung für autonomes Fahren nach Level 2 mit automatischer Steuerung von Geschwindigkeit, Abstand und Spurhaltung in der Kombination von adaptiver Cruise Control mit Spurhalte-Assistent. Hinzu gesellen sich ein Stau- und autonomer Bremsassistent, 360 Grad-Parksensoren mit aktiver Einparkhilfe und eine 180-Grad-Rückfahrkamera mit Drohnensicht.
Offroad-Eigenschaften hat das SUV schon jetzt
Anders als seine Markenbrüder muss der Avenger vorerst noch auf einen Allradantrieb verzichten. Eine Trailhawk-Version ist aber schon in Vorbereitung und soll im zweiten Halbjahr 2023 eingeführt werden. Die klassischen Offroad-Eigenschaften wie 20 Zentimeter Bodenfreiheit oder Böschungswinkel von 20 Grad vorn und 32 Grad hinten bringt der Avenger jedenfalls schon mal ebenso mit wie die Bergabfahrhilfe oder die Fahrprogramme Sand, Mud (Schlamm) und Snow (Schnee) und die Motoreinstellungen Eco (effizient), Normal (Alltagsbetrieb) und Sport (mehr Fahrspaß).
Beeindruckende Sprints und kurze Ladezeiten
Als erstes Modell im Stellantis-Konzern fährt der Avenger mit der neuen E-Maschine vor. Der 400-Volt-Elektromotor liefert 115 kW (156 PS) Leistung, entwickelt aus dem Stand 260 (Newtonmeter (Nm) Drehmoment und wird von einer Batterie mit 54 Kilowattstunden (kWh) Kapazität gespeist, die platzsparend unter den Vorder- und Rücksitzen sowie dem Mitteltunnel platziert ist. Schnell aufladen lässt sich der Akku an einer DC-Säule, wo er mit maximal 100 kW in 24 Minuten von 20 auf 80 Prozent gefüllt sein soll (im Schnelllademodus in drei Minuten Strom für 30 Kilometer). An einer Wechselstrom-Wallbox soll er dreiphasig mit bis zu 11 kW in fünfeinhalb Stunden voll aufgeladen sein.
Die jetzt vorgestellte „First Edition“ entspricht mit der nahezu kompletten Ausstattung dem künftigen Top-Modell des Avenger. Nach Auskunft von Produktsprecher Markus Hauf sind in der Folge weitere Ausstattungsmöglichkeiten für Preise unter 35 000 Euro geplant.
Benzin- und Elektromotoren für Grand Cherokee Hybrid
Bis zum Jahr 2024 will Jeep vier weitere elektrifizierte Modelle auf den Markt bringen, und bis 2030 soll das komplette Portfolio auf E-Antrieb umgestellt sein.
Über dem Avenger angesiedelt ist der Grand Cherokee 4xe Plug-in Hybrid, der im kommenden Frühjahr offiziell präsentiert wird. Er kombiniert zwei Elektromotoren mit einem Vierzylinder-Benzinmotor und kommt so auf eine Systemleistung von 380 PS und 645 Newtonmeter (Nm) Drehmoment. Der schicke Allradler besitzt eine Achtgang-Automatik, schafft knapp 50 Kilometer rein elektrisch und kann 2332 Kilogramm an den Haken nehmen. Ebenfalls im nächsten Jahr kommen der vollelektrische Recon, und das unter dem Cherokee angesiedelte Premiumprodukt Wagoneer S mit 600 Kilometern Reichweite und dem Sprint von null auf 100 km/h in 3,5 Sekunden startet