Dacia startet mit dem Jogger in die Hybrid-Welt

Von Hans-Henning Kiefer  

Belächelt als Billigkonkurrenz, der kaum Markterfolg zugetraut wurde, startete der rumänische Renault-Ableger Dacia vor 18 Jahren in Deutschland, seit zwei Jahren eine eigenständige Marke im Konzern. Doch die Privatkunden, die den Blick auf ein preiswertes automobiles Fortkommen richteten, nahmen das Angebot gerne an.

„Die Privatkunden stehen im Zentrum“, resümiert Thilo Schmidt, Marketingchef der Marke in Deutschland heute. 2000 Zulassungen waren es vor 18 Jahren, heute sind es mehr als 60 000 Fahrzeuge, die die Marke verkauft – übrigens mit Höchstwerten beim Wiederverkauf als Gebrauchtwagen.

Der Dacia Jogger kombiniert die Länge eines Kombis, die Geräumigkeit eines Vans und die Optik eines SUV. Foto: Kiefer

Nun steigt Dacia mit dem Jogger Hybrid 140 in die Hybrid-Welt ein – zu einem Preis ein Drittel unter dem der Mitbewerber, mit zahlreichen Assistenten, noch immer einem zwischen rustikal und robusten bewerteten Design und wahlweise als Fünf- oder Siebensitzer.

Die Antriebspalette umfasst drei Motorisierungen: das Benzinaggregat TCe 110 und den auf den zusätzlichen Betrieb mit Autogas (LPG) hin optimierten TCe 100 ECO-G. Neu und erste Hybridvariante der Marke ist der Hybrid 140. Er besteht aus einem 1,6-Liter-Vierzylinder-Benzinmotor mit Partikelfilter, zwei Elektromotoren, einer Art Dopplungsgetriebe namens Multi-Mode sowie einer Lithium-Ionen-Batterie mit 1,2 Kilowattstunden (kWh) Kapazität. Sämtliche Jogger-Motorisierungen sind mit der Start-Stopp-Automatik ausgestattet. Die Kraft wird über die Vorderräder übertragen – Allrad gibt’s nicht.

Sparsamkeit und exzellentes Ansprechen

Der Hybrid 140 mit 140 PS (104 kW) soll Sparsamkeit mit exzellentem Ansprechverhalten und schneller Rekuperation beim Verzögern verbinden. Dank der hohen Rekuperationsleistung kann die Variante im Stadtverkehr bis zu 80 Prozent aller Wege rein elektrisch zurücklegen. Im gemischten WLTP-Prüfzyklus begnügt sich der Jogger Hybrid 140 mit auch bei ersten Testfahrten belegten 4,8 Litern Superbenzin pro 100 Kilometer, geringfügig 0,1 Liter mehr sind es beim Siebensitzer. Die CO2-Emissionen betragen 108 Gramm pro Kilometer (Siebensitzer: 111-110 g CO2/km).

Je nach Energiebedarf, Leistungsabgabe, Ladestand des Akkus und aktiviertem Fahrprogramm ermöglicht das System den Betrieb im vollelektrischen Modus sowie im seriellen und parallelen Hybridmodus. Beim seriellen Hybrid in Fahrstufe D treibt der Verbrennungsmotor den Generator an, der wiederum den elektrischen Fahrmotor mit Energie versorgt und den Akku lädt, etwa bei geringem Ladestand der Batterie. Im Parallelhybridbetrieb wirken Elektromotoren und Verbrennungsmotor zugleich auf den Antriebsstrang, etwa beim starken Beschleunigen.

Ein-Pedal-Fahren“ steigert die Effizienz

Von den Anfängen als Billigauto ist beim rumänischen Renault-Ableger im Jogger bei der Komfortausstattung nicht mehr viel zu spüren. Foto: Kiefer

Unabhängig vom gewählten Fahrprogramm startet der Jogger Hybrid 140 immer im Elektromodus. Schaltet die Automatik im D-Modus etwas hektisch hin und her, ist sie im B-Modus für Batterieantrieb wesentlich harmonischer. Hier ermöglicht das Hybridmodell das Effizienz steigernde Ein-Pedal-Fahren. Statt die Bremse zu betätigen, genügt dabei in den meisten Fällen die Rekuperationsverzögerung. Da hierbei Strom in den Akku eingespeist wird, bringt der B-Modus auch Reichweitenvorteile. Überhaupt fährt der Jogger 140 Hybrid sehr kommod, die Lenkung ist nicht zu kappelig, sondern vor allem in Mittellage exakt, die Federung steckt Unebenheiten gut weg.

Gelungene Kombination verschiedener Segmente

Der Dacia Jogger kombiniert die Länge eines Kombis, die Geräumigkeit eines Vans und die Optik eines SUV. Das Design kennzeichnen typische SUV-Attribute wie der rund ums Fahrzeug verlaufende Rammschutz, eine Bodenfreiheit von 20 Zentimetern, der angedeutete Unterfahrschutz vorne und hinten sowie die modulare Ausführung der Dachreling mit 80 Kilogramm Traglast. Deren Längsträger lassen sich übrigens durch wenige Handgriffe in ein System mit Querträgern umwandeln – clever gemacht, Dacia. Das Erscheinungsbild prägen außerdem kraftvoll ausgeformte Kotflügel, eingezogene Flanken sowie kurze Überhänge.

Die Fahrzeuglänge von 4,55 Metern, der Radstand von 2,90 Metern, die Höhe von 1,63 Metern und der nahezu senkrechte Heckabschluss bilden die Grundlage für ein überdurchschnittliches Raumangebot. Dacia bietet den Jogger in den höheren Ausstattungsvarianten „Expression“ und „Extreme“ für 23 800 Euro als Fünfsitzer sowie als Siebensitzer für 1000 Euro mehr mit zwei etwas fummelig umklappbaren und ausbaubaren Sitzen in der dritten Reihe an.

Platz bietet das Crossover-Modell auch fürs Gepäck. Im Fünfsitzer fasst der Laderaum 607 Liter unterhalb der Kofferraumabdeckung – ohne Abdeckung 708 Liter. Wird die Rückbank komplett umgelegt und senkrecht gegen die Vordersitzlehnen gestellt, steigt das Ladevolumen auf 1819 Liter, und die Ladelänge erreicht zwei Meter, so dass der Transport von sperrigen Gegenständen problemlos möglich ist.

Stauraum bis hin zum Zwei-Meter-Bett

Insgesamt wartet der Innenraum des Jogger je nach Version mit über 50 Sitzkombinationen aus. Foto: Kiefer

Der Jogger Siebensitzer bietet bei voller Bestuhlung einen Gepäckraum von naturgemäß knappen 160 Litern. Nach Ausbau der dritten Sitzreihe fasst der Kofferraum 595 Liter, wird sie gegen die zweite Reihe gestellt, sind es 506 Liter.

Bei zusammengeklappter und senkrecht aufgestellter zweiter und dritter Sitzreihe steht ein Fassungsvermögen von 1594 Liter zur Verfügung. Bei umgelegter zweiter Sitzreihe und ausgebauter dritter Reihe beträgt das Stauvolumen im Siebensitzer 1807 Liter. Insgesamt wartet der Innenraum des Jogger je nach Version mit über 50 Sitzkombinationen auf.

Der Kofferraum ist je nach Ausstattung zusätzlich mit vier Verzurrösen und einem elastischen Band zur Fixierung von Gegenständen ausgestattet. Das Be- und Entladen erleichtert die niedrige Ladekantenhöhe von 66,1 Zentimetern (Siebensitzer: 65,9 cm). Außerdem verfügt das Ladeabteil über eine 12-Volt-Steckdose. Im Jogger finden sich ferner drei Haken, um zum Beispiel Taschen aufzuhängen: zwei im Kofferraum und einer im Beifahrer-Fußraum. Zahlreiche Staumöglichkeiten für Fahrer und Passagiere bietet der Innenraum.

Vom Schwestermodell Sandero Stepway übernimmt der Jogger den sanft geschwungenen Instrumententräger mit der leicht dem Fahrerplatz zugewandten Mittelkonsole. Hartplastik dominiert den Innenraum, ab der Ausstattungsstufe „Expression“ hebt immerhin ein dekorativer Stoffeinsatz die etwas triste Anmutung und vor allem die horizontale Gliederung des Cockpits hervor. Auch die aufklappbare Smartphone-Halterung für das Media Control System sowie die 8-Zoll (20,3-Zentimeter)-Touchscreens der Multimedialösungen Media Display und optional Media Nav zeichnen sich durch ihre fahrerorientierte Anordnung aus, die direkt im Sichtfeld an der Oberseite des Armaturenträgers platziert sind und bei ersten Fahrten überzeugen konnten.

Von den Anfängen ist nicht mehr viel zu spüren

Dank der hohen Rekuperationsleistung kann der Jogger im Stadtverkehr bis zu 80 Prozent aller Wege rein elektrisch zurücklegen. Foto: Kiefer

Von den Anfängen als Billigauto ist beim rumänischen Renault-Ableger im Jogger bei der Komfortausstattung nicht mehr viel zu spüren: Lichtautomatik, Bordcomputer, Berganfahrhilfe, USB-Schnittstelle und der Eco-Mode zur Reichweitenoptimierung zählen ebenso dazu wie elektrische Fensterheber vorne, Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung und Geschwindigkeitsbegrenzer. Hinzu kommen beim 140 Hybrid eine manuelle Klimaanlage, Tempopilot und Einparkhilfe hinten als Option, elektrische Fensterheber sowie elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel.

Der Jogger 140 Hybrid „Extreme“ verfügt darüber hinaus über das schlüssellose Zugangs- und Startsystem Keycard Handsfree, Klimaautomatik und Rückfahrkamera. Rote Ziernähte an den Sitzen sowie graue Applikationen an Instrumententräger und Vordertüren sorgen sogar für einen etwas sportlichen Charakter.