Von Lothar Dönges
„Dynamik und Eleganz“, „emotionales Crossover-Design“, „mehr Athletik und Leichtigkeit“. Mit diesen Attributen belegt Volvo sein vollelektrisches SUV C40 – und das völlig zurecht. Wir hatten den C40 Recharge Pure Electric Twin 1st Edition mit zwei jeweils 204 PS leistenden Motoren für Vorder- und Hinterachse (Allradantrieb) im Fahrtest und halten fest: Der seit 2010 zum chinesischen Geely-Konzern gehörende schwedische Premiumhersteller übertreibt nicht.
Der coupéartige C40 ist 4,44 Meter lang (Radstand 2,70 Meter), 1,87 Meter breit (ohne Außenspiegel) und mit 1,59 Metern über fünf Zentimeter flacher als der höher gebaute XC40. Zum sportlichen Outfit passen die „Thors Hammer“-Scheinwerfer, der Heckspoiler zwischen den futuristisch gestalteten Rückleuchten, das schwarze Kontrastdach und die auf unserem Testwagen aufgezogenen Alu-20-Zöller.
Der Innenraum gefällt mit elektrisch verstellbarem Gestühl samt Sitz- und Lenkradheizung (Winterpaket), viel Stauraum auch in der Mittelkonsole und in den Türablagen, vier USB-C-Anschlüssen und acht wählbaren Innenraumfarben samt hinterleuchteten Tür-Dekoreinlagen.
Am Arbeitsplatz hinter dem Multifunktionslenkrad sind Schalter und Regler auf ein Minimum reduziert. Dafür gibt es das Multimediasystem im neun Zoll großen Tablet-Format mit unzähligen Einstellungs- und Informationsmöglichkeiten. Den einen oder die andere wird das vielleicht abschrecken, doch das System erweist sich nach einer kurzen Eingewöhnungszeit als intuitiv bedienbar. Der Touchscreen dominiert die aufgeräumte, übersichtliche und technisch wirkende Anmutung des Innenraums und dient gleichzeitig als Zentrale für das Android-Infotainmentsystem sowie zahlreiche Fahrzeugfunktionen.
Schritt in die Richtung verantwortungsvoller Luxus
Übrigens: Erstmals ist ein Fahrzeug der skandinavischen Hersteller komplett lederfrei. Anstelle einer klassischen Lederausstattung bietet Volvo den C40 Recharge mit hochwertigen Optionen ohne Tierhaut an und macht damit nicht nur umweltbewussten Kunden ein besonderes Angebot, sondern auch einen wichtigen Schritt in Richtung eines verantwortungsvollen Luxus.
Der C40 zählt nicht zu den größten, aber sicher zu den solidesten Vertretern seiner Klasse. Nicht nur optisch, sondern auch praktisch ist auf den beiden bequemen und sportlich geschnittenen Vordersitzen viel Platz. Im Fond schränkt die im Vergleich zum XC40 abgeflachte Dachlinie den Kopfraum für größer gewachsene Passagiere ein klein wenig ein.
Trotz des Coupé-Stils zeigt sich das Volvo-SUV zwar nicht als Lademeister, doch mit 413 Litern Fassungsvermögen ist der Kofferraum annehmbar. Darunter befindet sich ein weiteres Staufach. Bei umgelegter Rückbank vergrößert sich das Gepäckabteil auf passable und ebene 1205 Liter, und unter der Fronthaube gibt’s noch weitere 31 Liter Stauraum zum Beispiel fürs Ladekabel. Die Anhängelast des C40 Recharge beträgt 1800 Kilogramm.
Rein setzen, anschnallen, und los geht der wilde Ritt
Soweit zur ersten Besichtigungstour rund ums Fahrzeug und seine komfortable sowie technische Innenausstattung. 408 Pferdestärken mit 660 Newtonmeter (Nm) Drehmoment zwischen 0 und 4350 Umdrehungen/Minute wollen schließlich auf die Bahn, respektive den Asphalt (und wenn’s sein soll, auch ins Gelände) gebracht werden.
Also: reinsetzen, anschnallen, und los geht’s. Doch: Wo ist der Startknopf? Es gibt keine Zündung, die man manuell an- und später ausschalten könnte. Fürs Ausschalten sind im Menü des Touchscreens ein paar Tipp- und Wischbewegungen nötig, die in der Praxis wohl weniger genutzt werden. Es geht auch einfacher: aussteigen, abschließen, der C40 geht automatisch in Parkposition.
Wir aber wollen erst einmal auf Tour gehen. Im Innenraum erwarten Fahrerin oder Fahrer einige Überraschungen. Platz nehmen hinterm Lenkrad, ein Tritt auf die Bremse, anschließend den kleinen Schalthebel für die Automatik nach hinten ziehen, und schon bewegt sich der Wagen in Vorwärtsrichtung. Umgekehrt – Hebel nach vorne – geht es rückwärts.
So oder so: Zunächst ist Eingewöhnung ratsam und ein feinfühliges rechtes Füßchen, denn die 408 Pferdestärken des E-Motors mit ihren 660 Newtonmetern Drehmoment katapultieren den 2,2-Tonner im Sportwagentempo von nur 4,7 Sekunden von null auf hundert bis zu den abgeregelten 180 km/h, dass in der Magengegend der Passagiere ein sich hebendes Gefühl einstellt.
Angstzustände stellen sich indes nicht ein. Zum einen ermöglicht das Volvo-SUV dem Mensch hinterm Lenkrad mit gefühlvollen Fußbewegungen gerne auch das gemütliche Cruisen auf der Landstraße gleichermaßen wie – wo es möglich und erlaubt ist – das flotte und schnelle Vorwärtskommen.
Auf gerader Strecke ist das sowieso kein Problem, doch auch durch Kurven fegt der C40 wie auf Schienen. Dabei steht das Auto jederzeit fest und beherrschbar auf der Straße. Abseits davon unterstützt bei Bedarf ein Geländemodus.
Komplette Grundausstattung mit den wichtigen Systemen
Die Geräuschentwicklung im Fahrzeug ist – wie in fast jedem E-Mobil – angenehm leise. Außer Wind- und Reifengeräusche ist kaum etwas zu hören. Gespräche zwischen den Insassen sind in Zimmerlautstärke möglich – schwedisches Wohlfühlambiente eben. Erfreulich ist auch die nahezu komplette Grundausstattung mit Assistenz- und Sicherheitssystemen.
Der Eleganz geschuldet ist die gewöhnungsbedürftige Rund-um-Sicht. Der Blick nach hinten lässt – nicht zuletzt durch die flache Heckscheibe und dem an deren unterem Ende angesetzten Heckspoiler – zu wünschen übrig. Ohne die 360-Grad-Kamera, die den Wagen und sein Umfeld aus der Vogelperspektive aufs Tablet projiziert, wäre durch Heckscheibe oder Rückspiegel kein Hindernis auszumachen. Ähnliches gilt beim Einparken für den Blick nach vorne.
Apropos Heck: Die Signatur der Beleuchtung ist Volvo-like außergewöhnlich. Sie umrahmt quasi die Heckklappe und ist auf jeden Fall mindestens ein Hingucker. Das Ein- und Ausschalten der Lichtanlage erfolgt übrigens automatisch.
Das „Ein-Pedal-Fahren“ bremst bis zum Stillstand
Zur ausgezeichneten Fahrwerkabstimmung und damit Straßenlage trägt unter anderem auch die fahrdynamisch günstig im Fahrzeugboden verbaute Hochvoltbatterie bei, die dem Auto einen niedrigen Schwerpunkt mit auf die Straße gibt. Das zwar eingreifende, aber dabei feinfühlige und nicht nervende Spurhaltesystem sorgt zudem für Sicherheit. Das betrifft auch das bemerkenswerte technische Ausstattungsdetail „One Pedal Drive“. Bei vorausschauendem Fahren benötigt Frau oder Mann hinterm sportlichen Lenkrad keinen Bremseinsatz per Fuß. Wird das Gaspedal gelupft, bremst der C40 bei Bedarf bis zum Stillstand von alleine ab und sorgt gleichzeitig für Energierückgewinnung.
Die 400 Volt Lithium-Ionen-Batterie sorgt nach WLTP-Messung und Angaben von Volvo außerorts für eine Reichweite bis maximal 439 Kilometern, innerorts bis maximal 569 Kilometer. Den Stromverbrauch des Allradlers geben die Hersteller mit 21 Kilowattstunden (kWh) auf hundert Kilometern an. Wir benötigten nach Bordcomputer zwischen 23 und 24 kWh.
Die Batterieaufladezeit mit 150 Kilowatt (kW) DC Gleichstrom beträgt von zehn bis 80 Prozent circa 40 Minuten. Mit der AC Dreiphasen- oder Einphasen-Wechselspannung beträgt die Ladezeit von null auf hundert Prozent mindestens acht Stunden.
Ein wie der elektrische Volvo C40 Recharge technisch, optisch und komfortabel ausgestattetes Fahrzeug hat seinen Preis. Bei 60 790 Euro geht’s los. Unser Testfahrzeug summierte sich mit Anhängerkupplung, Metallic-Lackierung, abgedunkelten Seiten- und Heckfenstern sowie Innenausstattung mit Microtech-Ledernachbildung als Extras auf 64 640 Euro (Preise jeweils ohne Elektroförderung). Im übertragenen Sinne: „Kein kleines Geld, aber ein großes Auto“, dessen Preis sich mit Elektro-Zuschuss nach unten relativiert.