Von Sascha Valentin
Bisher bestand die elektrifizierte Volvo-Welt ausschließlich aus Hybriden: Zwar mit einem Elektro-Antrieb an Bord, aber eben auch noch mit dem vertrauten Verbrenner unter der Motorhaube. Mit dem XC 40 Recharge schicken die Schweden nun aber ihr erstes vollelektrisches Fahrzeug an den Start und können damit im Test vollauf überzeugen. Eine der ersten Fragen, die man sich als potenzieller Kunde eines E-Fahrzeuges stellt, ist die nach dessen Reichweite. Denn noch sind die Ladesäulen in einigen Landstrichen eher rar gesät, was bei längeren Trips mitunter ein wenig Planungsarbeit erfordert. Hier kann der XC 40 Recharge in doppelter Hinsicht punkten: Zum einen gibt Volvo seine Reichweite mit stolzen 400 Kilometern an – natürlich abhängig von der Fahrweise. Zum anderen bietet das Navigationssystem eine sinnvolle Funktion, die dem Fahrer schon bei Fahrtantritt zeigt, ob ein gewähltes Ziel mit der derzeitigen Batterieladung erreicht werden kann und wie viel Saft dann noch im Akku ist.
Ebenso wie der errechnete Zeitpunkt angegeben wird, an dem man ein Ziel erreicht, wird auch der bei einer durchschnittlichen Fahrweise erwartete Ladungsstand der Batterie beim Erreichen des Ziels angegeben, wobei sich der Wert natürlich dynamisch ändert. Bei einer 80 Kilometer langen Testfahrt im Stadtgebiet und Umland von Hamburg stimmte die Berechnung nicht nur, sondern verbesserte sich zum Ausgangswert sogar noch leicht und lag am Ende bei einem Verbrauch von etwas mehr als 25 Prozent. Die vom Hersteller angegebene Reichweite scheint also durchaus realistisch zu sein – zumal bei der Testfahrt nicht immer auf einen optimierten Verbrauch geachtet wurde. Aus gutem Grund: Denn die Leistung von zweimal 204 PS steht natürlich unmittelbar zur Verfügung und katapultiert den XC 40 beim Durchtreten des Gaspedals förmlich nach vorne. Dadurch werden Überholvorgänge auf Motorraddistanzen möglich.
Doch nicht nur die Fahrdynamik des Stromers macht Freude. Auch das durchdachte Gesamtkonzept des Fahrzeugs hat Respekt verdient. Nur eines von vielen Beispielen: Der XC 40 Recharge wartet mit einem so genannten One-Pedal-Mode auf. Ist der eingeschaltet, benötigt der Fahrer keine Bremse mehr. Das Gaspedal übernimmt kurzerhand beide Funktionen: Wird es heruntergedrückt, beschleunigt das Fahrzeug. Geht der Fuß hingegen vom Pedal, tritt die Bremswirkung ein. Anfangs vielleicht ein wenig gewöhnungsbedürftig, vermag dieses System das Fahren doch insgesamt entspannter zu machen. Ein weiteres Gimmick ist die schlüssellose Bedienung des XC 40. Klingt zunächst nicht spektakulär, weil mittlerweile Standard in höherklassigen Fahrzeugen. Aber Volvo geht noch einen Schritt weiter. Denn um den Wagen zu starten, muss noch nicht einmal ein Knopf betätigt werden. Das geschieht alleine durch einen Sensor im Fahrersitz. Der Fahrer muss nur noch den Gang einlegen und los gehts. Außerdem muss sich der Fahrer keine Sorgen machen, dass das System seines XC 40 irgendwann veraltet ist. Denn nicht nur die neuesten Navigationskarten kommen über die Luft ins Fahrzeug – auch mögliche Updates der Einstellungen werden drahtlos übertragen und bringen den Wagen stets auf den neuesten Stand. Hinzu kommen ein durchdachtes Infotainmentsystem, das auf Googles Android basiert, ein Allradantrieb, der mehr Stabilität auf unebenen Fahrbahnen verleiht, und die von Volvo bekannte Armada an Sicherheits- und Asisstenzsystemen, die unter anderem die Gefahr einer Kollision minimieren sollen.
Sogar über zusätzlichen Stauraum anstelle des nicht mehr unter der Haube vorhandenen Motors dürfen sich die XC 40-Besitzer freuen. Das alles hat freilich seinen Preis – und der fällt für einen Kompakt-SUV mit E-Antrieb schon happig aus. Gute 60.000 Euro müssen die XC 40 Recharge-Kunden zahlen. In den nächsten Wochen soll jedoch eine austtattungsreduzierte Version für deutlich unter 60.000 Euro auf den Markt kommen, verspricht Volvo. Spaß macht der Stromer, dessen Batterie dank Schnellladefunktion in 40 Minuten übrigens zu 80 Prozent wieder aufgefüllt ist, aber allemal.