Der neue Skoda Octavia bietet mehr Platz und Komfort auf Mittelklasse-Niveau

Obwohl sich der frisch in Deutschland gestartete Octavia IV die Plattform mit dem Golf VIII teilt, ist er mit seiner fast 4,70 Meter langen Karosserie dem Kompaktsegment längst entwachsen. Wir fuhren den Octavia in der First Edition (Sondermodell) mit dem 2,0 TDI mit 110 kW 150 PS) und 7-Gang-Automatik. Eines vorweg: Die Maschine überzeugte uns in jeder Hinsicht, sie hat Mittelklasse-Niveau.

Der Skoda Octavia bietet viel Platz für Passagiere und Gepäck. Foto: Skoda

Auch angesichts des großzügig geschnittenen Innenraums bewegt sich der Tscheche auf Mittelklasse-Niveau. Diesen Anspruch unterstreichen das überaus schick gemachte Armaturenbrett, über dessen gesamte Breite sich eine Aluleiste schwungvoll windet sowie softe Kunststoffoberflächen und Textilüberzüge, die für Edelambiente und Behaglichkeit sorgen. Viele feine Chromleisten werten das Ensemble weiter auf. Ein Design-Highlight sind die freischwebend wirkenden Türgriffe, die nach eleganter Drehung von einer Chromleiste optisch verlängert werden. Sehenswert ist auch das Lenkrad mit feinen Bedientasten, Chromzierrat und optisch freischwebenden Drehrädchen.

Spracherkennung arbeitete tadellos

Zentral im Armaturenbrett befindet sich das 10,25 Zoll große Display des Infotainmentsystems Columbus, welches mit übersichtlicher Bedienoberfläche, feiner Grafik und schneller Rechnerleistung punktet. Wer sich nicht ablenken lassen will, kann auch per Spracheingabe zum Beispiel das Navigationsziel diktieren. Die Spracherkennung arbeitete tadellos, denn bei unserer kleinen Stichprobe lag die Trefferquote bei 100 Prozent. Schön gelöst ist auch eine Touchleiste in Hochglanzschwarz unterm Display, auf der sich per Wischgeste die Lautstärke einstellen lässt.

Die aufgeräumte Mittelkonsole bietet zwischen den Sitzen großzügige Ablagen. Die Feststellbremse wird per Wippschalter aktiviert, für die Klimaanlage gibt es gar keine Bedientasten mehr. Wie viele andere Funktionen wird auch die Innenraumtemperatur übers große Zentraldisplay eingestellt. Hinterm Lenkrad sieht man auf ein ähnlich großes Display, welches übersichtlich alle fahrrelevanten Informationen anzeigt und in schicker Weise zudem farblich und stilistisch mit der Grafik des Infotainmentsystems korrespondiert.

Nicht nur der Combi, auch die Limousine bietet Platz für bequemes Reisen. Foto: Skoda

Großzügig geschnitten ist nicht nur der Innenraum für die Passagiere. Auch der Kofferraum, der außerdem mit einigen Cleverlösungen aufwartet. Dazu gehören seitliche Fächer mit herausnehmbaren Zwischenwänden, eine Fernentriegelung der Rückbanklehne oder eine von Aluschienen getragene Gepäckhängematte für Kleinkram. Unterm Kofferraumboden ist noch zusätzlicher Stauraum für Werkzeug und Ersatzrad. Wer den Octavia als schnellere und sparsamere Limousine kauft, dürfte angesichts des Kofferraums kaum Sehnsucht nach dem Combi verspüren.

Gestartet wird per Knopfdruck. Das 150-PS-Aggregat meldet sich zunächst leicht kernig zu Wort, bleibt ansonsten auch bei Zylinderabschaltung im Teillastbereich unauffällig. Auf Wunsch entwickelt der Vierzylinder auch Temperament, sofern man die Gänge kräftig ausdreht. Der Sprint aus dem Stand auf 100 km/h lässt sich in knapp über acht Sekunden abhaken, ziemlich fix fällt auch die 200er-Marke. Danach wird es zäher, doch problemlos lässt sich die virtuelle Tachonadel deutlich über 230 km/h treiben.

Entspanntes und niedertouriges Dahingleiten geht ebenfalls gut, denn bereits bei knapp über 1.000 Touren ist der Motor ruckelfrei fahrbar. Entsprechend mahnt der aufs Spritsparen fokussierte Bordcomputer immer wieder zum Hochschalten. Wer dabei eifrig ist und dann noch den Gasfuß sinnig einsetzt, wird praktisch mit Verbrauchswerten um fünf Liter hinkommen. Bei uns waren es bei einem Mix aus Landstraße, Stadtverkehr und einigen flotter gefahrenen Autobahnabschnitten 5,5 Liter – ein Wert, wie man ihn eigentlich von einem Diesel erwarten würde.

Ausgewogene Fahreigenschaften

Elegant und stilvoll präsent sich der Innenraum im Octavia. Foto: Skoda

Das Fahrwerk bietet trotz der hinteren Verbund-Lenkerachse genügend Nehmerqualitäten und der Wagen insgesamt ausgewogene Fahreigenschaften. Fahrwerk wie auch Lenkung geben ausreichend Rückmeldung, vermitteln allerdings kein sonderlich dynamisches Fahrgefühl. Die Innengeräusche bleiben selbst bei forciertem Reisetempo moderat. Außerdem sind viele Helferlein an Bord, die bei unpräzisen Manövern schon Mal korrigierend eingreifen und bei zu viel Tempo in Kurven den Wagen konservativ auf Kurs halten. Sehr nützlich ist der Abtandstempomat, der den Fahrer auf langen Strecken entlastet. Letzteres gilt auch für das optionale Head-up-Display.

Dazu passt der Eindruck, dass der frisch auf den Markt gebrachte Skoda an Komfort zugelegt hat. Nicht nur, dass es dank leicht gewachsener Breite einen Tick mehr Raum gibt, auch um die Dämmung scheinen sich die Ingenieure gekümmert zu haben. Testfahrten mit dem mittleren Selbstzünder mit 110 kW (150 PS) beweist: Es ist noch weniger von den Maschinentönen zu hören als früher. Zur drehmomentstarken Zweiliter-Maschine gesellt sich beim Testwagen das siebenstufige Doppelkupplungsgetriebe, das in dieser Kombination von jeglichen Schaltrucken absieht.

Es muss aber auch nicht viel schalten, zumindest bei Alltagsfahrten, auf denen ohnehin nur ein Bruchteil der früh anliegenden Zugkraft (360 Nm ab 1.700 Touren) abzurufen ist. So ganz nebenbei seien Diesel-Skeptiker darauf hingewiesen, dass Skodas neueste Ausgaben im Vergleich zu den Vorgänger-Aggregaten deutlich weniger Stickoxid ausstoßen sollen, was durch doppelte Harnstoff-Einspritzung gewährleistet wird.

Wer dem Antriebsstrang weniger Aufmerksamkeit widmet, dafür aber hohe Ansprüche an das Infotainment stellt, sollte sich das Erwachsenenspielzeug des Tschechen einmal genauer ansehen. Zehn Zoll Display hoch oben auf der Mittelkonsole plus 10,25 Zoll „Virtual Cockpit“ ergeben schon über 20 Zoll und bieten Elektronik-Freunden ein kleines Fest.

Vollwertigges Head-up-Display

Doch damit nicht genug, es kommt ja auch noch ein vollwertiges Head-up-Display dazu, das seine Informationen in ganzer Farbenpracht in die Windschutzscheibe projiziert und nicht mehr nur in eine kleine Plexiglas-Scheibe wie beispielsweise beim Volkswagen Passat. Nicht, dass diese Lösung unpraktisch wäre, aber so sieht es schicker aus. Vielfältig konfigurierbare Anzeigen fordern allerdings auch die Lernperformance der Kunden, da könnten ein paar Stündchen ins Land gehen, bis die wichtigsten Funktionen im Hirn gespeichert sind. Und natürlich surft der Octavia auf Wunsch im Netz und lässt die Passagiere mit Smartphones ebenfalls hinein – per WLAN. Ju