Elektrotechnik für ein breites Publikum

Fiats Kleinwagen 500 und Panda als Mildhybride

Von Lothar Dönges und Lothar Jungmann

Mit Panda und 500 (auch als Cabrio) beginnt bei Fiat Chrysler Automobiles (FCA) ab sofort das Elektro-Zeitalter. Die beiden Kleinsten des italienischen Herstellers gibt es jetzt als Mildhybride mit elektrischer Unterstützung. Nach Ansicht von Fiat-Pressesprecherin Anne Wollek revolutionieren die beiden Fahrzeuge urbane Mobilität, indem sie die Elektrotechnik einem breiten Publikum zugänglich machen.

Was das Außendesign im Fiat 500 verspricht, hält auch die Innenraumgestaltung. Die Sitzpolster sind aus Fasern, die aus recyceltem Plastikmüll bestehen.

Als Verbrenner kommt ein komplett neuer Drei-Zylinder-Benziner zum Einsatz. Das Ein-Liter-Aggregat ist mit einem Riemen-Starter-Generator (RSG), der im 12-Volt-Bordnetz arbeitet, und einer Lithiumionen-Batterie kombiniert. Der Fiat 500 Hybrid und der Panda Hybrid haben eine Leistung von 70 PS bei 6000 Umdrehungen in der Minute und damit ein PS mehr als der bisherige Vierzylinder 1.2 8V der Fire-Baureihe. Das maximale Drehmoment von 92 Newtonmetern liegt bei 3500 Touren an.

Von vorn sieht der kleiner Fiat 500 richtig kess aus.

Segeln“ im Leerlauf

Der RSG ist über den Riemen mit dem Motor verbunden, der auch die anderen Nebenaggregate antreibt und rekuperiert beim Bremsen und im Schubbetrieb. Die gewonnene elektrische Energie wird in einer Lithiumionen-Batterie gespeichert. Im Gegenzug unterstützt der RSG den Motor zum Beispiel beim Anfahren mit einer Leistung von bis zu knapp fünf PS. Zudem erlaubt das System, den Motor schon bei einer Geschwindigkeit von weniger als 30 km/h abzuschalten. Der Fahrer wird durch ein entsprechendes Symbol in der Instrumentenanzeige aufgefordert, den Leerlauf einzulegen. Während des „Segelns“ versorgt die Lithiumionen-Batterie alle elektrischen Verbraucher. Bei Bedarf startet der RSG den Motor automatisch neu.
Fiat 500 Hybrid und Panda Hybrid sind mit einem neuen Sechs-Gang-Handschaltgetriebe ausgestattet, dessen besonders lang übersetzter sechster Gang bei Fahrten über Land zwar so gut wie keinen weiteren Vortrieb bringt, den Verbrauch aber weiter senken kann. Fiat gibt den Durchschnittsverbrauch bei beiden Fahrzeugen mit 3,9 Litern an.


Auch mit geschlossenem Verdeck gefällt der Fiat 500 durch chices Design.

Grünes Image für Kombi-Antrieb

Seit das Wort „Hybrid“ als eine Art Auszeichnung für die Versöhnung von Automobil und Umwelt angesehen wird, überbieten sich die Kfz-Produzenten in der Bereitstellung von Fahrzeugen mit Elektro- und Verbrennungsmotor. Nicht immer können diese auch rein elektrisch fahren, doch als Mild-Hybrid zehren sie vom grünen Image des Kombi-Antriebs. So wie die beiden Fiat-Modelle, die nunmehr als erste Erzeugnisse der italienischen Traditionsmarke den Beinamen „Hybrid“ führen dürfen.
Den späten Auftritt seiner Mildhybride stellt der Hersteller als gewolltes strategisches Abwarten dar. Jetzt sei der Markt reif für eine druckvolle Elektrifizierung auch im Kleinwagenbereich, hieß es bei der Vorstellung der beiden Modelle vor Fachjournalisten.


Technisch einfache Lösung

Für die neuen Panda- und 500er-Varianten wurde eigens ein Dreizylinder entwickelt. Aus Sicht der Fiat-Techniker ist es eine technisch „einfache Lösung“, die dem Ein-Liter-Triebwerk zu besseren Umweltwerten verhilft. Mit einem Kompressionsverhältnis von 12:1 ist der nur 77 Kilo schwere Motor höher verdichtet als gängige Benzinmotoren, die Kombination mit einem fünf PS (3,6 Kilowatt) starken, riemengetriebenen Generator macht das Antriebssystem zur Hybridanlage. Zusammen mit der Lithiumionen-Batterie soll sie „nachhaltige Mobilität auf einfache Weise“ garantieren.


Die Alufelgen geben dem Kleinwagen eine richtige sportliche Note.

Moderate Preisgestaltung

Und, so die Fiat-Verantwortlichen, das obendrein auf preisgünstige Weise. Der Aufschlag gegenüber den herkömmlichen Modellen betrage lediglich 500 Euro, so dass der Panda Hybrid in seiner günstigsten Ausführung 13 490 Euro kostet, der 500er 13 990 Euro. Was die ins Visier genommene Kundschaft angeht, könnten beide Kleinwagen gut nebeneinander existieren, heißt es.

Der Fiat 500 wendet sich seit Erscheinen der Neuauflage an ein lifestyle-orientiertes Publikum, dem Design und das mit dem Fahrzeug zum Ausdruck gebrachte Lebensgefühl wichtig ist. Der Panda hingegen spricht nach Ansicht seiner Entwickler Kunden an, für die Funktionalität und Vielseitigkeit des Fünftürers wichtiger sind.

Da dem Dreizylinder ein Turbolader fehlt, fällt das Drehmoment mit 92 Newtonmetern eher bescheiden aus. Subjektiv geht der Panda beim Beschleunigen aber eine Idee herzhafter zu Werke. Um beim flotten Mitschwimmen im urbanen Verkehr etwas Temperament zu entwickeln, sind erwartungsgemäß höhere Drehzahlen vonnöten.
Die vom Konstrukteur beschriebene Laufkultur konnte der Motor bei ersten Fahrtests aber durchaus unter Beweis stellen. Ein Display zum „Energy-Flow“ erlaubt es außerdem, die Rekuperationsphasen live zu verfolgen. Die beschriebene Technik und der ermittelte Verbrauch führen beim 500er zu 88 Gramm und beim Panda zu 89 Gramm CO2-Ausstoß je Kilometer Fahrstrecke. Damit unterbieten beide das von der Europäischen Union (EU) definierte 90-Gramm-Ziel, das zur Vermeidung von Strafzahlungen jeder Hersteller dringend einhalten möchte.

Der Fiat Panda Cross hebt sich im Design deutlich von seinen Mitbewerbern im Kleinwagensegment ab. Auf nur 3,71 Metern Länge bietet er jetzt auch mit Mildhybrid-Technik relativ viel Platz.

Positiv ist zu vermerken, dass beiden Fahrzeugen ein Sechs-Gang-Getriebe spendiert wurde, was andere Hersteller bei Kleinwagen aus Kostengründen gerne vermeiden. Um den umweltverträglichen Anspruch für Kunden noch etwas anschaulicher zu machen, bieten die Italiener außerdem Sitzpolster aus Fasern an, die aus recyceltem Plastikmüll bestehen und so der Verschmutzung der Meere entgegenwirken sollen.

Schon bald will Fiat auch mit dem 500e ein rein elektrisches Fahrzeug der Öffentlichkeit vorstellen und damit, so Pressechefin Anne Wollek, „ein neues Kapitel in der 120jährigen Geschichte von Fiat als Pionier in Sachen Technologie und Innovation aufschlagen“.

Damit will man auch der Entwicklung bei den Verkaufszahlen für die elektrifizierten Fahrzeuge in Europa gerecht werden. 2016 wurden knapp über 384 000 Elektroautos verkauft, im vergangenen Jahr 1,17 Millionen.

Marktführer bei den Kleinwagen

Wollek sprach bei der Präsentation der Kleinwagen-Hybride von 739 000 verkauften Fiat-Modellen im zurückliegenden Jahr in Europa. Damit war das Unternehmen in Italien Marktführer und erzielte auf etlichen europäischen Märkten gegenüber dem Vorjahr deutliche Zuwächse. Fiat 500 und Panda waren mit einem Plus von 30 Prozent Marktführer im A-Segment. Alleine vom 500er verkaufte Fiat hierzulande in 2019 26 600 Einheiten (insgesamt 14 Prozent Marktanteil). Insgesamt verkauften die Italiener in Deutschland im vergangenen Jahr 51 200 Autos und erzielten damit eine Steigerung ihrer Zulassungen von über zehn Prozent.


Fakten und Technik

Fiat Panda Hybrid
Maße: 3,71 m/1,66 m/1,66 m (Länge/Breite/Höhe)
Motor: R3-Benziner, 999 ccm
Leistung: 70 PS bei 6000 U/min
Max. Drehmoment: 92 Nm bei 3500 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 155 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 14,7 Sek.
Durchschnittsverbrauch: 3,9 l
CO2 kombiniert: 89 g/km
Leergewicht: 1055 kg
Kofferraumvolumen: 225-870 l
Max. Anhängelast: 900 kg
Wendekreis: 9,7 m
Basispreis: 13 490 Euro


Fiat 500 Hybrid
Maße: 3,57 m/1,63 m/1,49 m (Länge/Breite/Höhe)
Radstand: 2,30 m

Motor: R3-Benziner, 999 ccm
Leistung: 70 PS (51 kW) bei 6000 U/min
Max. Drehmoment: 92 Nm bei 3500 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 167 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 13,8 Sek.
Durchschnittsverbrauch: 3,9 l
CO2 kombiniert: 88 g/km
Leergewicht: min. 1055 kg
Kofferraumvolumen: 185-550 l
Wendekreis: 9,3 m
Basispreis: 13 990 Euro