Sportliche Seat-Baureihe beeindruckt unter schwersten Bedingungen / In diesem Jahr folgen noch vier Neuerscheinungen
Von Lothar Jungmann
„Cupra is coming.“ So bringt es Seat- und Cupra-Deutschlandchef Bernhard Bauer vor Fachjournalisten auf den Punkt. Der spanische Ableger des VW-Konzerns schreibt seit einem Jahrzehnt in Deutschland eine Erfolgsgeschichte mit seinen Seat- und seit zwei Jahren eine weitere mit seinen explosiven Cupra-Modellen. Die Buchstaben-Kombination „Cupra“ hat ihren Ursprung im Motorsport, wurde aus dem Begriff „Cup-Race“ gebildet und definiert bei Seat die leistungsstärksten Versionen einer Baureihe.
Seit Anfang 2018 läuft die Positionierung als eigenständige Marke. Die im vergangenen Jahr auf dem Automobilsalon in Genf vorgestellte Crossover-Studie „Formentor“ geht in diesem Jahr in Serie. Es wird das erste Modell sein, das kein Vorbild im Seat-Portpolio hat.
Es scheint also zu funktionieren. Viele Kunden sind scharf auf Cupra, wie allein fast 11 000 verkaufte Fahrzeuge mit diesem Namen in 2019 zeigen. Beim Modell Ateca war jeder vierte neu zugelassene Wagen ein Cupra.
Zweitgrößte Importmarke und noch vier Neuerscheinungen in 2020
Den Höhenflug der
VW-Tochter illustriert nicht zuletzt die Tatsache, dass Seat hinter
Skoda zur zweitgrößten Importmarke in Deutschland aufgestiegen ist.
Nicht ohne Stolz konnte Geschäftsführer Bernhard Bauer jetzt
verkünden, dass Seat mit mehr als 138 000 Exemplaren die Hersteller
Renault und Hyundai auf die nachfolgenden Plätze verwiesen hat. Vier
Neuerscheinungen in 2020 sollen diese Position festigen.
Auch wenn
die Bilanz nach gerade 50 000 Einheiten im Jahr 2010 beeindruckend
erscheint, weiß auch Bernhard Bauer: Ein bisschen mehr geht immer.
Vor allem bei der Leistung. Auf dem verschneiten Flüelapass zwischen
den schweizerischen Ski-Orten Davos und Susch stellte Seat jetzt zwei
Sondermodelle des Ateca vor, für die sich trotz eisiger Temperaturen
wohl jeder Testfahrer leicht erwärmen konnte. Beim Warm-up von St.
Gallen nach Davos stellte der „Cupra Ateca“ seine
Langstreckenqualitäten unter Beweis, bevor er auf den verschneiten
und vereisten Pass-Straßen vor dem herrlichen Berg-Panorama rund um
das Jakobshorn auf mehr als zirka 2400 Metern Höhe auch unter
Extrembedingungen für alle gefahrenen Prüfungen die Note eins der
Fachjournalisten einheimste.
Hübsche und sinnvolle Ausstattungsmerkmale
Die „Cupra Limited
Edition“ ist auf 1999 Exemplare begrenzt und lockt mit 300 PS sowie
zahlreichen eigenwilligen Ausstattungsmerkmalen. Dazu gehören
beispielsweise 20-Zoll-Felgen mit Kupfer-Akzenten, eine
Akrapovic-Abgasanlage mit vier perforierten Endrohren, Brembo-Bremsen
sowie Schalensitze und Alcantara-Bezüge. Freilich treibt dies den
Preis des Autos, das in seiner einfachsten Version 22 490 Euro
kostet, auf 50 615 Euro.
Der aufgeladene Zweiliter-Vierzylinder
stemmt 400 Newtonmeter (Nm) Drehmoment an die Achsen, mehr als ein
gleich starker Porsche Cayman. Bei 247 km/h ist auch auf trockener
freier Strecke Schluss. Auf der präparierten Eispiste gefiel der
Cupra durch problemloses Handling. Es ist leicht, den Wagen im
Slalomparcours ins Wedeln zu bringen, aber ebenso einfach, ihn wieder
einzufangen. Dabei hilft unter anderem die Tatsache, dass ein
übergroßer Gierwinkel der Motorelektronik befiehlt, die Gaszufuhr
einzustellen.
Offenbar scheint man bei Cupra (womit die
Verantwortlichen von Seat gemeint sind) der Ansicht zu sein, dass es
Kunden gibt, denen 300 Pferdestärken nicht reichen. Deshalb ist man
eine Liaison mit der bekannten Tuning- und Rennsport-Firma Abt
eingegangen, die dem verschärften Ateca noch einen Schuss mehr Würze
verleiht. Das dort geschnürte Paket umfasst außer
Original-Abt-Sportfelgen im Maß 20 Zoll eine Leistungssteigerung auf
350 PS und eine Erhöhung des Drehmoments auf 440 Nm sowie eine
Tieferlegung des Fahrwerks um 25 bis 30 Millimeter.
Perfekte Symbiose aus Kombi und Sportwagen
Auch für den
kompakten Leon Cupra R Sportstourer sind diese technischen
Veränderungen bestellbar, allerdings mit dem Unterschied, dass die
Tieferlegung bei ihm lediglich 15 bis 20 Millimeter beträgt. Beide
Pakete sind für jeweils 5990 Euro erhältlich.
Der
Schleuder-Traum im Ski-Gebiet kann zwar höchst vergnügliche
Fahrerlebnisse mit sich bringen, eines ist jedoch nicht möglich:
einen realistischen Eindruck von den tatsächlichen Verbrauchswerten
der entfesselten Ateca- und Leon-Versionen zu vermitteln. Für den
300-PS-Cupra Ateca spricht der Hersteller von 7,4 Litern im Mittel,
beim gleich starken Leon Cupra R Sportstourer von 7,1 Litern. Dabei
erweist sich der Leon als perfekte Symbiose zwischen
alltagstauglichem Familienkombi und echtem Sportwagen.
Die für
den weiteren Verlauf des Jahres angekündigten Neuheiten bieten unter
anderem einen kompakten Elektro-Wagen, der technisch eng verwandt mit
dem Volkswagen ID3 sein wird. Der Kleinwagen Mii ist ebenfalls
elektrifiziert, und zwar nach dem Muster von VW e-Up und Skoda
Citigo. Seat wirbt damit, dass der Mii-electric bei Inanspruchnahme
der staatlichen Förderung nur 14 080 Euro kosten werde. Der
Nachfolger des aktuellen Leon ist in Vorbereitung und wird im März
vorgestellt, das SUV Tarraco kommt zum Ende des Jahres als
Plug-in-Hybrid zu den Händlern.
Parallel will Seat auch andere
alternative Antriebe ausbauen. Man werde „weiter auf die
CNG-Technik setzen“ versprach Bernhard Bauer zum Thema
Erdgas-Antrieb.
Seit zehn Jahren auf deutlichem Wachstumskurs
Der Geschäftsführer und sein Team haben allen Grund zur Freude. Die Marke Seat befindet sich in Deutschland seit zehn Jahren auf deutlichem Wachstumskurs. 138 670 Fahrzeuge gingen im zurückliegenden Jahr „über den Ladentisch“ – gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 14 Prozent. Im Januar 2020 wurden gegenüber dem Vorjahresmonat schon wieder 27 Prozent mehr Autos an den Mann und die Frau gebracht.
Bauer führt den Erfolg auch auf das kompakte Händlernetz zurück, „das authentisch hinter der Marke steht“. Der Geschäftsführer: „Seat ist jung, urban und spricht genau ein solches Publikum an.“
Mit der Marke Cupra geht Seat zudem in eine neue Dimension des Autobaues, verspricht der Leiter Produkt, Planung und Strategie, Johannes Fleck. Gleichzeitig treibe der Hersteller aber auch die E-Revolution und die Evolution in seiner Modellpalette voran. Er nannte den elektrifizierten und vollwertigen Kleinwagen Mii und mit dem Leon die „Ikone und Säule der Marke Seat“. Das in Kürze auf den Markt kommende neue Leon-Modell sei die Evolution der Marke. Den Kompaktwagen wird es als Benziner, Diesel, mit Erdgasantrieb und als Mild- und Plug-In-Hybrid geben. „Das Design des neuen Leon ist extrem dynamisch, die neueste Technologie kommt aus dem VW-Konzern“, so Fleck. Als weitere Neuheiten noch in diesem Jahr nannte er das große SUV Tarraco, das um die sportliche FR-Variante erweitert werde und den Plug-In-Hybrid fürs das selbe Fahrzeug.
Crossover „Formentor“ erstes eigenständiges Modell
„Die Revolution zünden wir mit der Marke Cupra“, so der Produkt-, Planungs- und Strategieleiter, der ein Plus von 48 Prozent Cupra-Modellen von 2018 auf 2019 in Deutschland und damit 10 989 verkaufte Fahrzeuge nannte. Alleine vom Modell Cupra Ateca habe man seit Oktober 2018 über 10 000 Autos verkauft und damit einen Anteil von 25 Prozent an der Ateca-Baureihe erreicht.
Weiteren Aufschwung erwartet Fleck mit dem neuen Leon Cupra und Cupra Leon Sportstourer ab Mitte des Jahres sowie vom Crossover Formentor als erstem eigenständigen Cupra-Modell.