Attraktive Interpretation vom
Kult-Roadster: Mit dem
dreigeteilten Klappdach ist
der RF ein Ganzjahres-Targa
Von Lothar Dönges
Von den Limousinen in der Klein-, Kompakt- oder Mittelklasse, von den Crossovern bis hin zu den SUVs: Mazda gehört zweifelsohne beim Design seiner Fahrzeuge zu den progressivsten Herstellern. Und doch ragt ein Auto heraus: das Sportwagen-Cabrio MX-5 mit Stoffdach oder festem Klappdach – dann mit dem Namenszusatz RF. Die Erfolgsgeschichte des MX-5 begann vor mehr als einem viertel Jahrhundert. Schon die erste Generation, damals noch mit Klappscheinwerfern, erwies sich als Volltreffer in einer Zeit, in der „Oben ohne“-Fahren im mitteleuropäischen Markt noch nicht den Stellenwert hatte, den die Frischluft-Autofreunde ihm heutzutage entgegen bringen.
Behutsam entwickelten die japanischen Autobauer das Cabriolet in den folgenden Generationen (darunter auch ein Klappdach-MX-5) weiter – aber immer so, dass das aktuelle Modell auf nur einen Blick als Mazda-Roadster zu erkennen war.
Auf Knopfdruck verschwindet die Haube
Vor fast einem Jahr dann der optische Einschnitt: Dem neuen Stoffdach-MX-5 stellten die Autobauer aus Fernost quasi einen Zwilling mit dem Namenszusatz RF an die Seite. Der MX-5 mit dreigeteiltem festen Dach, das sich auf Knopfdruck geschmeidig in das Heck versenkt und bei geöffnetem Oberteil einem Targa-Modell gleicht, sollte für die Kunden eine Alternative bieten, die mit dem Sportwagen das ganze Jahr über unterwegs sein wollen.
Die Rechnung ist aufgegangen – nicht zuletzt, weil der MX-5 RF seine Gene nicht verleugnet. Er ist eine attraktive Interpretation der Roadster-Ikone, vermittelt dabei aber das typische MX-5-Fahrgefühl, das dieses Auto so einzigartig macht. Mit dem „Retractable Fastback“ (RF – frei übersetzt in etwa „einziehbares Fließheck“) hat Mazda eines der schönsten Autos der vergangenen ein, zwei Jahrzehnte geschaffen.
Anders als beim Vorgänger, bei dem im Prinzip einfach nur ein Klappdach das Stoffverdeck ersetzt hat, haben die Entwickler mit dem RF einen ganz anderen Weg gewählt. Das Dach besteht aus drei Teilen. Der vordere ist aus Aluminium, daran schließt sich ein kurzes Zwischenstück aus Stahl an, und dann folgt ein großes, aus Kunststoff geformtes, Stück mit mächtiger, dynamisch nach hinten abfallender und langgezogener B-Säule. Entgegen gängiger Methoden verläuft die Heckscheibe jedoch nicht parallel dazu, sondern steht weit nach innen versetzt und fast senkrecht. So bleibt davor Platz für den Dachkasten.
Mit geschlossenem Klappdach ist der RF auf den ersten Blick als MX 5 erkennbar. Beim Öffnen des Mazda MX-5 RF hebt sich das komplette hintere Teil ein Stück nach hinten und etwa 20 Zentimeter an. Dann können darunter nicht nur die beiden anderen Dachelemente verschwinden, sondern – eine weitere Besonderheit – auch gleich noch die Heckscheibe. Anschließend kehrt der hintere Abschnitt mit den beiden Dachsäulen wieder an seinen Platz zurück und verwandelt den RF in eine Art Targa. So behütet lässt sich das Frischluftvergnügen auch zu fortgeschrittener Stunde oder bei kühleren Temperaturen länger genießen.
Die Verwandlung und damit das Öffnen und Schließen vollzieht sich elektrisch nach Betätigen eines kleinen Wippschalters im Cockpit und dauert insgesamt etwa 13 Sekunden (bis zu 10 km/h Geschwindigkeit). Der Vorgang wird im neuen 4,6-Zoll-Farbdisplay des Bordcomputers im linken der drei Rundinstrumente visualisiert. Bei geöffnetem Top ersetzt das serienmäßig montierte Acryl-Windschott einen Teil der verschwundenen Heckscheibe. Den Schulterblick kann sich der RF-Fahrer übrigens schenken, schräg hinter ihm steht die von außen schwarze Blende der Dachfinne, die ein abgedunkeltes Seitenfenster vortäuscht. Da macht der Toter-Winkel-Assistent der von uns gefahrenen Bestausstattung Sports-Line durchaus Sinn.
Mazda positioniert das Retractable Fastback bewusst höher und zielt auf neue Kunden, denen die Stoffverdeck-Ausgabe zu puristisch ist und die Wert auf mehr Komfort legen. So gab es bisher nur den 2,0-Liter-Motor mit 160 PS (jetzt auch das 1,5-Liter-Aggregat mit 131 PS) sowie die beiden oberen Ausstattungslinien Exclusive-Line und Sports-Line, zu denen ohnehin schon 90 Prozent aller MX-Käufer greifen.
Knackige Schaltung und sportlicher Sound
Das hat den in Alcantara- oder Nappaleder ausgestalteten Innenraum sowie optional in die Kopfstützen integrierte Lautsprecher zur Folge. Außerdem besitzt der RF als einziger MX-5 auf Wunsch in der Topausstattung für 1900 Euro extra auch eine Sechs-Stufen-Automatik. Wer möchte, kann auch am Wählhebel oder mit Schaltwippen hinter dem Lenkrad nach seinem Gustus ins Getriebe eingreifen. Die Elektronik kehrt allerdings sehr schnell wieder in den „D“-Modus zurück.
Die fließende Linie lässt das Auto länger wirken als es mit seinen nicht einmal vier Metern tatsächlich ist. Das Fastback betont zudem die hinteren Kotflügel stärker.
Der RF bringt gegenüber der Stoffdach-Variante lediglich etwa 45 Kilogramm Mehrgewicht mit. Mazda hat zum Ausgleich den vorderen Stabilisator, die Federung und die Dämpfung der elektrischen Servolenkung leicht modifiziert. Zudem wurde die Geräuschdämmung verbessert.
Gutes bleibt gut:sportlich und homogen
Ansonsten sind die weiteren Zutaten bekannt: Das sind allen voran die knackige Sechs-Gang-Schaltung, der sportliche Sound und die spontane Gasannahme des turbolosen Benziners mit seiner recht homogenen Leistungsentfaltung. Selbst das Kofferraumvolumen blieb mit 127 Litern unangetastet.
Unsere Erfahrungen nach zwei Wochen Testfahrten: Die automobile MX-5 RF-Schönheit ist schon jetzt eine Designikone – irgendwo zwischen Chevrolet Corvette, Opel GT, Jaguar E-Type und dem Ur-Targa aus Zuffenhausen. Letzterer ist – zugegeben – in einer anderen Leistungsklasse unterwegs, aber auch viermal so teuer als der MX-5 RF, den die Japaner für absolut faire 29 890 Euro mit dem stärkeren Benziner und in Bestausstattung anbieten.
Sondermodell „Sakura“ kommt im Frühjahr
Zum Start in die kommende Cabriosaison bringt Mazda im Frühjahr übrigens das Sondermodell „Sakura“ des MX-5 auf den Markt. Außerdem erweitern die Japaner das Motorenangebot für den MX-5 RF mit klappbarem Hardtop. Für ihn steht ab sofort neben dem 2,0-Liter-Motor auch das kleinere 1,5-Liter-Aggregat mit 131 PS ab 28 490 Euro zur Verfügung.
Auch die Serienausstattung der Baureihe wird aufgewertet. Der ab 27 290 Euro erhältliche Sakura fällt durch ein dunkelrotes Stoffdach und eine beige Lederausstattung auf. Aufbauend auf der zweithöchsten Ausstattungsstufe bringt der Sakura zusätzlich Leichtmetallfelgen, Parksensoren hinten, ein Bose-Soundsystem, schlüsselloses Zugangssystem und dynamisches Kurvenlicht mit. Daraus ergibt sich ein Kundenvorteil von exakt 1000 Euro.
Neben der neuen Sonderlackierung Magmarot-Metallic, die das bisherige Rubinrot-Metallic ablöst, können nun auch die Farben Turmalinblau Metallic und Satinweiß Metallic bestellt werden. Den MX-5 mit Stoffdach gibt es darüber hinaus jetzt auch in der Sonderlackierung Matrixgrau-Metallic, die bisher dem MX-5 RF vorbehalten war. Zusätzlich wurde die Haptik im Innenraum der beiden Versionen verbessert. Darüber hinaus ist in der Ausstattungslinie Sports-Line das neue Matrix LED-Lichtsystem an Bord. Für den größeren Benzinmotor Skyactiv-G 160 sind unabhängig von der Ausstattung das Start-/Stopp- und das Bremsenergie-Rückgewinnungssystem ab sofort Standard.
Fotos (4): Lothar Dönges
Fakten und Technik
Mazda MX-5 RF, 2,0 l
Maße: 3,92 m/1,74 m/1,27 m (Länge/Breite/Höhe)
Radstand: 2,70 m
Motor: R4-Benziner, 1998 ccm, Sauger
Leistung: 160 PS bei 6000 U/min
Max. Drehmoment: 200 Nm bei 4600 U/min
Geschwindigkeit: 0-100 km/h 7,4 Sek., max. 215 km/h
Durchschnittsverbrauch: 6,5 l
CO2-Emissionen: 154 g/km (Euro 6)
Leergewicht/Zuladung: 1045 kg/250 kg
Kofferraumvolumen: 127 l
Basispreis: 29 890 Euro