Renault-Tochter
setzt weiterhin auf
robuste Autos
statt Statussymbole
Von Sascha Valentin
Dass ihre Autos nicht mit den neuesten technologischen Errungenschaften glänzen und auch in Sachen Komfort nicht in der ersten Liga spielen, daraus macht Dacia keinen Hehl. Stattdessen setzt die rumänische Renault-Tochter auf das vielleicht zugkräftigste Argument für den Kunden: den Preis! Für Dacia gilt eine einfache Philosophie, erklärt Produktmanagerin Sara Lehnen: „Jedes Modell soll das günstigste seines Segments sein.“ Daran hat sich seit dem Auftauchen Dacias auf dem deutschen Automarkt 2005 mit dem Logan nichts geändert.
Im Gegenteil: Dacia hat seine Kunden gefunden. Und es werden immer mehr. Mittlerweile ist der Billig-
Hersteller in 44 Ländern vertreten und verzeichnet für das vergangene Jahr ein Plus von 10,8 Prozent bei den Verkaufszahlen. Deutschland ist dabei nach Frankreich, Spanien und Italien der viertgrößte Markt für die Marke. Der Trend hält übrigens an. Allein für die ersten vier Monate dieses Jahres schlägt ein Verkaufszuwachs von 35 Prozent zu Buche. Mehr Fahrzeuge wurden seit Einführung der Marke noch nie verkauft.
Damit die Preisstrategie aufgeht, sind natürlich gewisse Abstriche nötig. Die Wertigkeit des verarbeiteten Materials eines Premiumherstellers wird man in einem Dacia ebenso vergeblich suchen, wie unnötige technische Spielereien. Lehnen spricht dabei von „geringerer Komplexität der Autos“. Ein Nachteil muss das nicht sein – ebenso wenig, wie ein Indiz für mangelnde Qualität. Das unterstreicht nicht zuletzt der jüngste Restwertreport, bei dem die Dacia-Modelle einen Spitzenwert einnehmen. Sie überzeugen mit den geringsten Wertverlusten.
Wer einen Dacia kauft, weiß, was ihn erwartet. Kein Statussymbol, sondern ein robuster Wagen, der benutzt werden will; den man nicht mit Samthandschuhen anfassen muss und mit dem man auch mal ein wenig „ackern“ kann.
Dass man aber auch bei Dacia nicht ganz um das Thema Lifestyle herumkommt, beweist dieser Tage etwa der Logan MCV, der in einer überarbeiteten Version den Beinamen Stepway erhält. Mit einem Einstiegspreis von 12 200 Euro bleibt er zwar weiterhin günstigstes Modell seiner Klasse, kostet aber dennoch 900 Euro mehr als das Basismodell. Dafür erhält der Kunde robuste Kunststoffplanken, fünf Zentimeter mehr Bodenfreiheit, farbige Einfassungen an den Lufteinlässen und Bedienelementen und sogar eine Touchscreen-Navigation.
Für Ausflüge ins Gelände, wie der Logan MCV Stepway optisch zumindest vermittelt, taugt der Wagen jedoch nur bedingt. Denn er fährt nur mit Frontantrieb. Dabei kann Dacia durchaus auch Allrad, wie der Duster beweist. Der punktet darüber hinaus ab diesem Frühjahr mit einer weiteren Neuheit: Erstmals gibt es für das Kompakt-SUV ein 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe.
Fotos (3): Sascha Valentin