Fahrbericht Peugeot 208 GTi: Leistung und Traktion fast ohne Ende

 208 PS und vor sich

das Mini-Lenkrad wecken

im „Best Ager“-Alter

den Jungspund

Von Lothar Dönges

Mal ehrlich: Ist es nicht so, dass das GTi-Kürzel am fahrbaren Untersatz nach wie vor eine Faszination von Autofahren ausübt? Und ist es nicht so, dass beim Anblick eines Autos mit diesem Schriftzug aus gestandenen, das „Best Ager“-Alter schon längst hinter sich gelassenen Männern wieder Jungspunde werden, die es im rechten Fuß juckt, ein Pedal bis in die Tiefen des Wageninneren zu treten? Der Schreiber dieser Zeilen jedenfalls steht dazu: Ihn juckt es, hinter dem Mini-Lenkrad in den gut ausgeformten und besten Halt bietenden Sportsitzen Platz zu nehmen, den Zündschlüssel zu drehen, sich über den sonoren Sound der Auspuff-Endrohre wie ein kleiner Junge zu freuen und das Aluminium-Gaspedal zu malträtieren.

Was passiert? Der Drehzahlmesser schnellt nach oben, die Pneus auf satten Alu-Felgen krallen sich in den Asphalt, als gäbe es kein morgen mehr, das Auto schießt aus dem Stand nach vorne, wie es eigentlich nur ein reinrassiger Sportwagen kann. Von dem allerdings ist an dieser Stelle erst in zweiter Linie die Rede. Das Auto, das wir bewegen, ist ein Kleinwagen mit voller Alltagstauglichkeit, dem auf den ersten Blick nicht anzusehen ist, wieviel Kraft unter der relativ steil abfallenden Motorhaube steckt.

In Rennzeit geht’s aus dem Stand von null auf hundert, durch enge und engste Kurven wie auf Schienen in einem Tempo, das man eigentlich nicht für möglich hält und auf der Autobahn zu einer Spitzengeschwindigkeit, die den Fahrern vermeintlich deutlich stärkerer Karossen mehr als Respekt abverlangt. Obwohl es auch auf der drei- oder vierspurigen Straße Spaß macht, die Funktionsweise des Sport-Getriebes oder der links und rechts am Lenkrad angebrachten Schaltpaddel auszuprobieren, lässt der Kleine auch in den Relaxgängen fünf und sechs die Muskeln spielen. Es ist die reine Fahrfreude, mit ihm unterwegs zu sein.

Die Motorkraft hat sich fast verdoppelt

Zunächst einmal genug geschwelgt. Werden wir sachlicher in unserer Beschreibung des Peugeot 208 GTi „by Peugeot Sport“, den wir im Fahrtest hatten.

Vor mehr als drei Jahrzehnten entdeckte auch Peugeot – wie ein deutscher Hersteller zuvor schon beim weltweit erfolgreichsten Kompakten – jene drei magischen Buchstaben für ein relativ kleines Auto mit einem leistungsstarken Motor. Die Franzosen wurden damit zum Trendsetter bei den Kraftzwergen. Der 205 GTi (1,6-Liter-Vierzylinder mit 105 PS bei nur 850 Kilogramm Leergewicht) fand damals schon Autofreunde in hoher fünfstelliger Zahl.

33 Jahre später ist das Zwergen-Doping immer noch aktuell. Zwar hat der aktuelle 208 GTi mit dem Namenszusatz „by Peugeot Sport“ immer noch 1,6 Liter Hubraum. Dank Turboaufladung aber hat sich die Leistung mit 208 PS fast verdoppelt.

Gleichwohl macht der Peugeot 208 in der GTi-Version in Understatement. Der Kleinwagen ist – speziell als Dreitürer – ein schmuckes Kerlchen. Das hat er seiner gelungenen, sportlichen Front (zum Beispiel Kühlergrill im Rennflaggenmuster) zu verdanken, aber auch der nach hinten abfallenden Dachpartie und den akzentuiert gestalteten Flanken. So haben die Designer der französischen Marke mit Geschick auf nur knapp vier Metern Länge eine coupéartige Form gezaubert.

Der Kleine hält innen, was er von außen verspricht

Was das Auto von außen verspricht, hält es innen allemal. Statt Mittelkonsole, Lenkrad und Armaturenbrett mit Schaltern, Hebeln und Knöpfen zu überfrachten, nutzt Peugeot die Touchscreen-Technik, um fast alles auf dem großen Informationsdisplay zu erledigen. Das glückt dem Nutzer schon auf Anhieb ganz gut und nach etwas Eingewöhnung problemlos. Hinzu kommt ein perfekt in der Hand liegendes kleines Sport-Lenkrad, das allerdings je nach Sitzeinstellung schon mal die Sicht auf die dahinter liegenden, mit roten Lichtbändern umrahmten Armaturen erschwert.

Die hochwertigen und gut verarbeiteten Materialien im Chrom- und Klavierlack-Look, der nicht billig wirkende Hartplastikanteil und das insgesamt schwungvolle Design passen sich dem Gesamteindruck an.Hinzu kommt ein Platzangebot, wie es in dieser Klasse erwartet werden darf: vorne üppig, hinten erträglich – solange nur zwei Personen im Fond Platz nehmen. Der Einstieg dorthin verlangt beim Dreitürer allerdings schon eine gewisse Gelenkigkeit. Auch der Kofferraum ist für diese Fahrzeugklasse mit 285 Litern großzügig bemessen. Wer die Fondbank umlegt, kommt sogar auf 1076 Liter Fassungsvermögen.

Das, was beim 208 GTi am meisten imponiert, steckt allerdings unter der Motorhaube. Das Aggregat ist im Zusammenspiel mit dem Fahrwerk und nicht zuletzt auch mit den zupackenden Brembo-Bremsen die Basis für ein hohes Maß an Fahrvergnügen.

Der Vierzylinder mit 208 PS – welch Zufall beim 208 GTi – und 300 Newtonmetern (Nm) Drehmoment machen den kleinen Peugeot zum Kraftprotz seiner Modellfamilie. Das straffe Fahrwerk, die sehr direkte und exakte Lenkung, der kurze Radstand (2,54 Meter) und die verwíndungssteife Karosserie machen den Franzosen zum Kurvenräuber. „Man hat schon alle Hände voll zu tun, den hyperagilen Flitzer in der Spur zu halten. Und schließlich stellt man fest, dass genau das die Freude erst richtig steigert.“ So umschrieb ein Kollege seine Erfahrungen mit dem kleinen Renner. Er sprach allerdings auch davon, dass dem 208 GTi „etwas die Contenance fehlt, wenn’s ums Federn geht“. Und tatsächlich: Welligen Untergrund mag er nicht. Jede noch so kleine Delle in der Teerdecke meldet er ans Rückgrat der Passagiere.

Die Systeme helfen, Kraftstoff zu sparen

Dabei überzeugt der GTi mit einer hervorragenden Traktion, wobei die enorme Kraftentfaltung schon mal mächtig an der Vorderachse zerrt. Das Sperrdifferenzial aber fängt die Räder schnell wieder ein, selbst dann, wenn die Fahrbahn regenfeucht ist. Von null auf 100 km/h sprintet der 208 GTi in 6,5 Sekunden. Die Tachonadel bleibt erst jenseits der 230 km/h-Marke stehen. Den Durchschnittsverbrauch gibt Peugeot mit 5,4 Litern (CO2 = 125 g/km, Euro 6) an. Unser Testverbrauch lag bei durchweg strammer Fahrweise bei 7,9 Litern, die bei Beachtung der Schaltanzeige und konsequenter Nutzung des Start-/Stopp-Systems indes problemlos zu unterbieten sind.

Die Franzosen geben ihrer kleinen Rennmaschine in der höheren Ausstattungsstufe „by Peugeot Sport“ (ab 28 090 Euro; die Normalversion „GTi“ gibt’s ab 23 900 Euro) die wichtigsten Assistenz- und Sicherheitssysteme sowie jede Menge Komfortdetails (zum Beispiel 3D-Navigation, Leder-Schalensitze) serienmäßig mit auf die Straße.

Fazit: Unter den GTi- oder ähnlich genannten Klein- und Kompakt-Rennern ist der Peugeot hinsichtlich dessen, was er bietet und kostet, mehr als eine Alternative.

Fotos (4): Lothar Dönges

Fakten und Technik

208 GTi „by Peugeot Sport“

Maße: 3,97 m/1,74 m/1,44 m (Länge/Breite/Höhe)

Motor: Vierzylinder-Turbo, 1598 ccm, 208 PS

Max. Drehmoment: 300 Nm bei 3000 U/min.

Geschwindigkeit: 0-100 km/h 6,5 Sek., max. 230 km/h

Verbrauch: 5,4 l (Werksangabe)

CO2-Emissionen: 125 g/km (Euro 6)

Kofferraum: 285-1076 l

Leergewicht: 1235 kg

Zul. Gesamtgewicht: 1650 kg

Preis: ab 28 090 Euro