Kompakter Tipo hat das Zeug zum „Geheimtipp“

Mit gefälliger Optik, gegenüber dem Vorgängermodell deutlich wertiger und sportlicher, zeigt sich der neue Fiat Tipo. Der 5-Türer und der Kombi bieten erstaunlich viel Platz, moderne Technik und eine faire Preisgestaltung. Foto: Lothar Dönges

Von Lothar Dönges

Der Erfolg des italienischen Autobauers Fiat beruht neben dem Kleinstwagen Panda vor allem auf der 500er-Baureihe in allen ihren zahlreichen Versionen vom Familienfahrzeug bis hin zur sportlichen Abarth-Variante. Vor fünf Jahren rollte Fiat mit dem Tipo in das Segment der Kompaktmodelle zurück. Seitdem hat sich das Modell zu einer wichtigen Stütze der Marke entwickelt. Insgesamt 780 000 Tipo wurden bis heute weltweit abgesetzt. In Deutschland liegen die Verkaufszahlen bislang allerdings bei überschaubaren 36 000 Exemplaren. Mit dem jetzt zu den Händlern kommenden neuen Modell in den drei Karosserievarianten 5-Türer, Kombi und Cross soll sich das ändern.

Mit dem Jahrgang 2021 rollt der Tipo deutlich überarbeitet in die zweite Hälfte seiner Laufbahn. Er wirkt moderner, dynamischer und eleganter als das doch eher brave Vorgängermodell. Den 5-Türer und den Kombi gibt es in den Ausstattungsvarianten „Tipo“, „City Life“ und „Tipo Life“. Die zusätzlichge Variante „Cross“ in den Ausstattungsversionen „City Cross“ und „Tipo Cross“ erweitert das Modellangebot. In den Startblöcken steht außerdem die Variante „City Sport“, die ab Anfang Mai bestellbar ist.

Jede Menge nützliche Assistenzsysteme

Was die neue Optik von außen verspricht, hält der Innenraum des Tipo Cross. Gegenüber der ersten Tipo-Generation bietet der Nachfolger viel mehr, die Materialien sind hochwertig, das Cockpit ist übersichtlich, die Sitze bieten viel Halt. Foto: Lothar Dönges

Alle Varianten des neuen Tipo haben serienmäßig fortschrittliche elektronische Fahrerassistenzsysteme wie Verkehrszeichen-Erkennung, Geschwindigkeitsbegrenzer und Aufmerksamkeits- und Spurhalteassistent. Die autonome Notbremse hilft, Kollisionen zu vermeiden. Bei Gefahr greift sie bis Tempo 200 km/h ein. Der Tempomat hält den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug, und der Fernlichtassistent bringt automatisch das passende Licht auf die Straße. Ein Toter-Winkel-Warner kann ebenfalls geordert werden.

Beim Antrieb stehen ein 1,0-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner mit 100 PS sowie ein 1,3-Liter-Turbodiesel mit 95 PS und ein 1,6-Liter-Turbodiesel mit 130 PS zur Verfügung. Alle Motoren erfüllen die Abgasnorm Euro 6d.

Optische Verbesserungen im modernen Style

Optische Erkennungszeichen sind die neu gestalteten, in Wagenfarbe lackierten Stoßfänger und das neue Fiat-Logo im Kühlergrill. Auch die Scheinwerfer und Rückleuchten im neuen Design werten die Optik auf, besonders in der optionalen Variante mit LED-Technologie. In einzelnen Versionen gibt es die vorderen Stoßfänger mit Einsätzen in der Optik von gebürstetem Chrom, und für Highlights sollen zudem die neuen Metallic-Lackierungen „Ozean Blau“ und „Flame Orange“ sorgen.

Auch der Innenraum des Tipo präsentiert sich in modernerem Style. Das Lenkrad ist mit verchromten Elementen versehen und gewährleistet eine verbesserte Sicht auf den dahinter positionierten TFT-Monitor mit den Hauptinstrumenten.

Hohe Aufmerksamkeit widmeten die Techniker außerdem dem zentralen Bedienfeld. Die Regelungseinheit der Klimaanlage wurde überarbeitet und weist zusätzliche Einsätze in Chrom und Schwarz auf. Die elegante Optik des Cockpits wird in den höheren Ausstattungsversionen noch verstärkt durch den mittig in der Armaturentafel positionierten Infotainment-Monitor mit 7,0 Zoll (17,8 Zentimeter) Bildschirmdiagonale. Optional ist der Monitor zudem mit 10,25 Zoll erhältlich. Die fünfte Generation des Infotainmentsystems „Uconnect“ ist durch die drahtlose Einbindung von Smartphones kompatibel mit „AppleCarPlay“ sowie „Android Auto“.

Look vermittelt einen Hauch von Abenteuer

Vier Zentimeter mehr Bodenfreiheit, schwarze Kotflügelverbreiterungen, chromfarbene Seitenschweller und geschmackvolle Aluräder vermitteln beim Tipo Cross einen Hauch von Abenteuer. Die Metallic-Lackierung „Flame Orange“ ist neu bei Fiat.
Foto: Lothar Dönges

In der Baureihe fehlte bisher ein Angebot für die Freunde von Crossover-Modellen. Mit den neuen Versionen Tipo Cross und City Cross kommt nun auch diese Zielgruppe zum Zug, die eine eher rustikale Ausrichtung ihres Fahrzeugs wünscht. Bei der Fahr-Präsentation der Tipo-Baureihe entschieden wir uns bewusst für das Cross-Modell mit dem 100 PS starken Dreizylinder-Turbobenziner.

Der Karosserie-Kit „Cross-Look“ befördert den kompakten Tipo zwar nicht gleich zum SUV, doch dank der schwarzen Kotflügelverbreiterungen, den glänzend schwarzen Details an der Frontpartie und den Seitenschwellern sowie dem Unterfahrschutz kommt ein Hauch von Abenteuer in die Baureihe. Die Geometrie der Radaufhängungen wurde geändert, und die Räder wurden vergrößert, so dass der Tipo Cross eine um vier Zentimeter größere Bodenfreiheit besitzt als seine „zivilen Brüder“. So lassen sich Wege abseits der Straße problemloser befahren – mehr aber auch nicht, denn Fiat verzichtet beim Cross auf einen optionalen Allradantrieb.
Der Dreizylinder im Tipo Cross arbeitet mit einer dezenten Akustik im Hintergrund und nutzt zur Kraftübertragung ein angenehm abgestimmtes und leicht schaltbares Fünf-Gang-Getriebe. Wir waren allerdings mehrfach versucht, in den nicht vorhandenen sechsten Gang schalten zu wollen.

Selbstbewusst und sportlich steht der Tipo Cross mit seinem breiten Heck da. Durch die höher gelegte Karosserie ist auch der leichte Ausritt ins nicht allzu anspruchsvolle Gelände möglich. Foto: Lothar Dönges

Der Motor arbeitet unaufgeregt und kommt bei Tempo 130 km/h auf nervenschonende 3200 Umdrehungen. Als Höchstgeschwindigkeit gibt Fiat 183 km/h an. Als Verbrauch versprechen die Turiner 5,4 Liter auf 100 Kilometern. Nach einer kurzen und zügigen Ausfahrt rund um Frankfurt meldete die Verbrauchsanzeige knapp über sieben Liter.

Die Sitze bieten einen guten Seitenhalt, die Materialien im Innenraum entsprechen dem in diesem Segment üblichen Niveau, und bei den Fahreigenschaften zeigt sich der kompakte Fiat von einer unaufgeregten Seite. Das Fahrwerk erreicht einen guten Kompromiss aus Dämpfung und Federung, und so gehört der kompakte Italiener zu den angenehmen Vertretern in seiner Klasse, der Mann oder Frau hinterm Lenkrad kaum vor Probleme stellt.
Die Preisliste für den bereits in der Basisversion gut ausgestatteten Tipo City Cross beginnt bei 20 490 Euro. Der deutlich großzügiger bedachte Cross (unter anderem Leichtmetallfelgen, Parksensoren, Fernlichtassistent und Klimaautomatik) kostet 21 990 Euro. Bei den zivileren Versionen gibt es den 5-Türer ab 17 490 Euro bis 20 490 Euro, den Kombi ab 18 990 Euro bis 21 990 Euro.

Unser erstes Fazit: Unabhängig vom Modell bietet Fiat für diese Preise ein gut ausgestattetes Kompaktfahrzeug, das gegenüber dem Vorgänger in jeder Hinsicht deutlich zugelegt hat. Die Italiener werden mit dem neuen Tipo im Segment ganz gewiss bestehen.

Fakten und Technik

Fiat Tipo Cross
Maße: 4,38 m/1,80 m/1,55 m (Länge/Breite/Höhe)
Radstand: 2,63 m
Motor: R3-Benziner, 999 ccm, Turbo, Multipoint-Einspritzung
Leistung: 100 PS bei 5500 U/min
Max. Drehmoment: 190 Nm bei 1500 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 183 km/h
Beschleunigung: 0-100 km/h 12,2 Sek.
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 5,4 l (Werksangabe)
CO2-Emissionen: 124 g/km (Euro 6d final)
Leergewicht/Zuladung: min. 1335 kg/max. 425 kg
Kofferraumvolumen: 440 l
Max. Anhängelast: 1500 kg
Wendekreis: 10,9 m
Basispreis: 21 990 Euro