Von Lothar Dönges
Der legendäre, ursprünglich amerikanische Geländewagen-Hersteller Jeep feiert in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag. Seit einigen Jahren werden die Geschicke des Unternehmens von europäischen Autobauern bestimmt – zunächst als Teil von Chrysler und Fiat und inzwischen vom französisch-italienischen Stellantis-Konzern, in dem die französische PSA-Gruppe um Peugeot und Citroen, Opel aus Deutschland und eben die italienische Fiat/Chrysler-Konstellation zusammengeschlossen sind.
Zum runden Geburtstag gönnt Jeep dem hierzulande meistverkauften Modell Compass ein umfassendes Facelift. „Design, Sicherheit, Qualität und Funktionalität – alles ist neu und nochmals verbessert“, freut sich Deutschland-Pressesprecher Markus Hauf. Er weist zudem darauf hin, dass sich der Compass „durch beste Technologie und große Nachhaltigkeit auszeichnet“.
Jeder dritte Compass mit Hybrid-Technologie
Die Technik des kompakten SUV war schon im zurückliegenden Jahr auf Vordermann gebracht worden. Zum Jubelfest waren jetzt das Design und die Innenraum-Gestaltung dran, um den seit 2017 gebauten Compass noch attraktiver zu machen. Er ist sowieso schon eines der wichtigsten Modelle des Herstellers. In Europa wurden seit der Einführung mehr als 400 000 Compass verkauft. 21 Prozent aller Jeep-Verkäufe in Deutschland tragen seinen Namen. Davon wiederum ist jedes dritte Modell ein Compass 4xe und damit ein Plug-in-Hybrid. In Europa entfallen 40 Prozent aller Jeep-Verkäufe auf den Compass.
Die moderat modifizierten Preise beginnen bei 28 000 Euro. Dafür gibt es den 130 PS starken Compass 1,3 T-GSE in der Basisversion. Die Spitzenversion, der Trailhawk 4xe mit Plug-in-System und 240 PS steht für 47 600 Euro in der Liste.
Traditionelle Tugenden noch stärker betont
Die Compass-Baureihe ist das Zugpferd im Modellprogramm. Gebaut werden die für die „alte Welt“ bestimmten Modelle im Werk Melfi, nahe Neapel. Die traditionellen Tugenden von Jeep seien mit der Modellpflege noch stärker betont worden, vor allem die ausgeprägten Off-Road-Eigenschaften, aber auch die Funktionalität im urbanen Betrieb, sagt Deutschland-Pressesprecher Markus Hauf.
Die Designänderungen außen beschränken sich auf die Frontpartie und das Heck. Vorne zeigen sich der Grill und die Stoßfänger horizontaler und moderner, die Scheinwerfer gibt es jetzt wahlweise mit LED-Technik. Auch am Heck wurde die Leuchtensignatur (auf Wunsch ebenfalls LED) neu definiert. Die Änderungen lassen das Heck deutlich breiter wirken, den Compass satt auf der Straße stehen.
Das Interieur des neuen Compass-Jahrgangs wurde nahezu komplett erneuert. Dominant beherrschen die beiden TFT-Displays die Schalttafel: eine digitale Darstellung der Instrumente mit den Fahrdaten und einem Bildschirmdurchmesser von 26 Zentimetern sowie der zentrale Monitor in der Mitte des Armaturenbretts. Er ist je nach Ausstattung 21,4 bis 25,6 Zentimeter groß und nicht mehr in die Fläche integriert, sondern scheint über ihr zu schweben.
Compass steuert die Haustechnik von unterwegs
Alle Infotainmentsysteme verstehen sich auf Android Auto oder Google CarPlay. Smartphones lassen sich kabellos spiegeln. Geladen werden sie induktiv in einer Ladeschale. Einzelne Fahrzeugfunktionen wie Klimaanlage (bei den Hybridversionen) oder Heizung lassen sich so auch aus der Ferne kontrollieren und programmieren. Die U-Connect-Kommunikation der fünften Generation vermittelt Navigationsdaten bis zu fünfmal schneller als das bisherige System.
Verständig wird der Compass durch eine neue Spracherkennung, aufmerksam wird das System mit der Ansprache „Hey Jeep“.
Die Integration des Amazon-Dienstleistungs-Tools Alexa stellt auf Wunsch eine Verbindung zur Wohnung her. So kann die Haustechnik auf umgekehrten Weg auch von unterwegs gesteuert werden.
Der höhere Mitteltunnel erlaubt die Vergrößerung des Stauraums, sogar ein Tablet-Computer lässt sich dort sicher transportieren. Um rund vier auf 7,1 Liter ist das Platzangebot in den Ablagefächern gestiegen.
Aufgerüstet hat Jeep den Compass mit einer ganzen Reihe von aktuellen Assistenzsystemen. Müdigkeitswarnung, Notbremse und Verkehrszeichenerkennung gehören unter anderem dazu. Und das mit knapp 4,40 Metern Länge gerade noch zur Kompaktklasse zählende SUV versteht sich auf autonomes Fahren der zweiten Stufe. Hierfür arbeiten der Spurassistent und die adaptive Abstandsregelung zusammen, halten die Geschwindigkeit und die Spur hinter vorausfahrenden Wagen. Highway-Assist nennt Jeep den neuen Helfer. Eine Rückfahr- sowie eine 360-Grad-Kamera erleichtern das Rangieren und bieten auch bei Geländefahrten einen besseren Überblick.
Zwei Benziner, zwei Hybride und ein Diesel
Für den Vortrieb sorgen die gleichen Motorisierungen wie bisher. Im Basismodell arbeitet der 1,3-Liter-Benziner, der 130 PS leistet und maximal 270 Newtonmeter (Nm) Drehmoment bei 1560 U/min liefert. 150 PS bietet der ab 33 000 Euro erhältliche und strammer abgestimmte Vierzylinder gleichen Hubraums, der kein höheres Drehmoment bietet, aber mit einem sechsgängigen Doppelkupplungs-Automatikgetriebe kombiniert werden kann. Beide Benziner haben einen Frontantrieb.
Der 1,6-Liter-Diesel aus der MultiJet-II-Familie leistet ebenfalls 130 PS, erreicht aber eine Drehmomentspitze von satten 320 Newtonmeter bei 1800 U/min. Er ist ebenfalls ab 33 000 Euro zu haben.
Zwei Leistungsstufen gibt es auch für die Antriebe mit dem Plug-in-Hybrid. Die schwächere Version liefert 190 PS (Preis: 41 600 Euro), die kräftigere 240 PS (ab 44 100 Euro). Die Mehrleistung rührt von den 60 PS (44 kW) des Elektromotors her, der an der Hinterachse eingebaut wird und sie mit Antriebskraft versorgt. So wird der Wagen zum Allradler.
Rund 50 Kilometer weit kommt der Compass 4xe mit einer Akkuladung rein elektrisch. Sein Verbrauch liegt zwischen 1,9 und 2,1 Litern Benzin auf 100 Kilometer. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 44 bis 47 g/km. Der 1,3 T-GSE mit 130 PS kommt mit 6,6 bis 6,9 Litern Treibstoff über die Standard-Distanz, bei der 150-PS-Version sind es 6,6 bis 7 Liter. Sparsamer gibt sich naturgemäß der Diesel, der zwischen 5,2 und 5,3 Liter konsumiert. Potenzielle Käufer dürfen bei den genannten Verkaufspreisen der Plug-in-Modelle eine Elektroprämie in Höhe von 7 110 Euro abziehen.
Die Qual der Wahl: Fünf Ausstattungen
Die Auswahl haben Interessenten beim erneuerten Compass unter fünf Ausstattungsversionen. Den Einstieg markiert das Niveau Sport, darüber rangiert die Variante Longitude. Noch umfangreicheren Komfort bieten Limited und S. Der ultimative Compass geht als Trailhawk mit ausgeprägtem Kraxelvermögen an den Start. Zunächst ist außerdem eine preisgünstige Sonderedition 80th Anniversary (ab 38 500 Euro) zu haben. Das Jubiläumsmodell bekommt serienmäßig 18 Zoll große Leichtmetallräder in der gleichen mattgrauen Farbe, mit der auch Kühlluft-Einlässe, Rückspiegelgehäuse und Dachreling lackiert sind. Das Armaturenbrett ist mit schwarzem Nappaleder verkleidet, die Sitze sind mit Kunstleder-Stoffkombinationen bezogen.
Jeeep gewährt für den Compass eine Garantie von vier Jahren, auf die Plug-in-Elektrotechnik acht Jahre. Seit Anfang April steht das europäische Aushängeschild des Herstellers bei den Händlern zum Verkauf.