Schon der Name des Herstellers sorgt für sehr viel Aufmerksamkeit

Von Lothar Dönges

Die Seitenansicht des Cadillac XT4 zeigt sich sportlich wie das gesamte Fahrzeug. Die Farbkombination aus „Autumn Orange Metallic“ mit dem Felgendesign „Diamond-Cut in Titan Satin“ passt bestens. Foto: Lothar Dönges

Die Freunde und Bekannten sind es gewohnt, dass der Schreiber dieses Textes des öfteren nicht mit seinem Privatwagen mit MR-Kennzeichen (für Marburg) zu Besuch kommt, sondern auch mit Autoschildern an Kleinstwagen bis zum sportlichen PS-Boliden, die auf die Hochburgen der internationalen Fahrzeug-Industrie hinweisen. Hin und wieder zeigen die Schilder auch, dass es sich bei dem fahrbaren Untersatz um ein nicht-deutsches Produkt handelt. „F“ für Frankfurt ist rund um die mittelhessische alte Universitätsstadt an der Lahn dabei nicht außergewöhnlich. Beim diesmaligen Fahrtest war der vierrädrige Untersatz zwischen Front- und Heckkennzeichen indes ein besonderer Hingucker.

Der eine oder die andere aus oben beschriebenem Personenkreis genießt es schon mal, an Bord sein zu dürfen und nimmt die Einladung, am Fahrtest zumindest peripher beteiligt zu sein, gerne an.

Beim jüngsten Testfahrzeug gestaltete sich das Prozedere anders. Mehr oder weniger fordernd oder auch ganz konkret wurde die Bitte nach einer Mitfahrt ausgesprochen. Keiner und keine der Bekannten war bisher in einem Auto der legendären Marke Cadillac auf Tour gewesen.

Das Heck des Nobelklasse-Crossovers ist für viele Autofreunde gewiss die Schokoladenseite des Cadillac-SUV, das breit und bullig auf der Straße und mit 180 Millimetern Bodenfreiheit auch im leichteren Gelände seinen Mann steht.
Foto: Lothar Dönges

Für einige von ihnen ist das jetzt zwar automobile Vergangenheit, vor allem aber gehabtes automobiles Erlebnis. Unterwegs und mehr als angetan waren wir mit dem und von dem XT4 und damit nicht in einem vom Hersteller so bekannten Sportwagen, sondern in einem Komfort-SUV – auch sportlich, vor allem aber zweckmäßig.

Der vor einigen Monaten in Deutschland auf den Markt gekommene XT4 drängt in ein Segment, das zur Zeit zu den gefragtesten Pkw-Varianten zählt: ein bisschen Großraum-Limousine, ein bisschen SUV, dazu ein elegantes Design, und bei Bedarf Allradantrieb. Mit 4,59 Metern Länge überragt der „Ami“ von General Motors den Q3 von Audi und den X1 von BMW um zwölf beziehungsweise 15 Zentimeter. Weitere Konkurrenten sind zum Beispiel der Seat Ateca oder der Toyota RAV4, und selbst vor dem BMW X3, dem Audi Q5 oder dem VW Tiguan muss dem XT4 nicht bange sein.

Nach zehn Jahren gibt es wieder einen Diesel

Beim Antriebsangebot bietet Cadillac eine Überraschung für die potenziellen Kunden in Europa. Vor mehr als zehn Jahren stellte das Unternehmen den Dieselmotor für seine Fahrzeuge ein. Nun startet der XT4 wieder mit einem zwei Liter großen Turbo-Selbstzünder, den wir mit Allradantrieb im Fahrtest hatten.

Das Aggregat leistet 174 PS. 381 Newtonmeter werden als Drehmoment an Durchzugskraft mobilisiert. Bei einem Fahrzeug mit rund 1900 Kilogramm Leergewicht klingt das nicht sonderlich beeindruckend. Allerdings steht die Kraft bereits ab 1500 Umdrehungen zur Verfügung, so dass der Druck aufs Gaspedal Mann oder Frau hinterm Steuer eines Besseren belehrt.

In 10,6 Sekunden geht’s aus dem Stand von null auf hundert Stundenkilometer, bei 200 km/h bleibt die Tachonadel stehen. 6,4 bis 6,9 Liter Diesel soll der XT4 laut Datenblatt für hundert Kilometer benötigen. Wir ermittelten bei – zugegeben – strammer Fahrweise immer noch gute 7,3 Liter. Den kombinierten CO2-Ausstoß gibt der Hersteller nach WLTP-Messung mit 180 g/km an.

Hinter der geöffneten Heckklappe präsentiert sich der Laderaum mit stattlichen 637 bis 1385 Litern Fassungsvermögen. Die Ladekante ist mit 80 Zentimetern relativ akzeptabel. Foto: Lothar Dönges

Extrovertiertes Styling, bullig und markant

Viel Aufmerksamkeit erfährt auch das extrovertierte Styling, für das Cadillac bekannt ist. Die charakteristische Front des Fünftürers ist ausgesprochen bullig und markant, die LED-Leuchteinheiten ragen weit in die Kotflügel, der sportliche Grill ist dezent mit Chrom eingefasst. Die SUV-Optik unterstützen schwarze Bugschürze, Seitenschweller und Radläufe.

Die Schokoladenseite des XT4 ist das Heck mit aufrecht stehenden LED-Leuchten in L-Form bis hinauf zum Dachkantenspoiler. Fugen und Kanten ziehen die Rückfront in die Breite.

Viele Annehmlichkeiten und Sicherheits-Assistenten

An Annehmlichkeiten im täglichen Gebrauch sowie an cleveren und für Sicherheit sorgenden Assistenzsystemen fehlt es dem XT4 wahrlich nicht. Beispiele sind unter anderem die elektrische Heckklappe, deren Öffnungswinkel per Drehknopf reguliert werden kann (so in der etwas zu niedrigen Garage), oder die Rückfahrkamera. Angenehme Helfer schon ab der Basisversion, die sich andere Hersteller als Sonderausstattung bezahlen lassen.

Ebenfalls ab Werk ist der elektronische Innenspiegel eingebaut, der die Bilder einer zweiten, am Dachkantenspoiler montierten, 360-Grad-Weitwinkelkamera ins Blickfeld von Fahrer oder Fahrerin einspielt. Die Kamera liefert lichtstark gestochen scharfe Bilder – hilfreich, wenn Rückbank-Passagiere oder Ladung die Sicht einschränken. Apropos Ladung: 637 bis 1385 Liter Kofferraumvolumen sind eine solide Transport-Kapazität. Allerdings muss das Gepäck über eine gerade noch vertretbare 80 Zentimeter hohe Ladekante gewuchtet werden.

Innenraum mit Wohlfühl-Ambiente

Sehr gute Materialien bestens verarbeitet: So präsentiert sich der komfortable Innenraum des Cadillac XT4. Platz für fünf Passagiere auf Top-Sitzen gibt’s genug, ebenso zahlreiche Ablagemöglichkeiten. Foto: Lothar Dönges

Was das Außendesign des von uns gefahrenen Cadillac XT4 in der Sport-Version verspricht, hält der Innenraum nicht nur, er toppt es: Komfort fast ohne Ende, Zierelemente aus Carbon, das lederbezogene Armaturenbrett, beheizbares und bestens in der Hand liegendes Lederlenkrad, viele Ablagen in den Türen, der Mittelkonsole und im Handschuhfach, Schaltwippen für die Neungang-Automatik, der große Navi- und Infotainment-Bildschirm, das Head-up-Farbdisplay, die beheizbaren Ledersitze vorne und hinten mit orangenen Ziernähten in Wagenfarbe oder das in die links und rechts verlaufende Dachreling mittig platzierte große Panoramadach sind nur einige Beispiele dafür. Ob auf dem Gestühl vorne oder auf der (nicht verschiebbaren) Rückbank im Fond: Alle Passagiere sitzen mit ausreichend Kopf- und Beinfreiheit im Wohlfühl-Ambiente.

Spezielle Aluräder für die Sport-Ausstattung

Die aufrecht stehenden LED-Leuchten in L-Form bis hinauf zum Dachkantenspoiler sind ein besonderes Design-Merkmal und ein Hingucker beim Cadillac XT4. Foto: Lothar Dönges

Das adaptive Fahrwerk im Verbund mit speziell für die Sport-Ausführung des XT4 gestalteten 20-Zoll-Alurädern mit roten Bremssätteln und der extra für Europa entwickelten Plattform bietet ebenfalls einen soliden Komfort. Die Neungang-Automatik schaltet in den vier voreinstellbaren Fahrmodi weich und kaum spürbar. Insgesamt ist das Fahrwerk ein guter Kompromiss aus sportlich und komfortabel; es bietet den Passagieren ein gediegenes Fahrgefühl.

Fazit: Der XT4 ist im Segment der beliebten Mittelklasse-Crossover kein „Billigheimer“. Wer im Premium-Bereich dieser Fahrzeugklasse wahre Exklusivität sucht, kommt hierzulande am Cadillac nicht vorbei. Das Nobelklasse SUV bietet außen und innen ein Top-Design, feinste Materialien, die bestens verarbeitet sind. Der 350D AWD kostet 49 380 Euro im Grundpreis. Zugegeben: Viel Geld, aber auch viel Auto auf hohem Niveau.

Fakten und Technik

Cadillac XT4 350D AWD

Maße: 4,59 m/1,88 m/1,61 m (Länge/Breite/Höhe)

Radstand: 2,78 m

Motor: 2,0 l Turbodiesel

Leistung; 174 PS, 380 Nm bei 1500 U/min.

Beschleunigung: 0-100 km/h 10,6 Sek.

Max. Geschwindigkeit: 200 km/h

Verbrauch: 6,4-6,9 l

Testverbrauch: 7,3 l

CO2-Emissionen: 180 g/km

Anhängelast: 1600 kg

Wendekreis: 11,6 m

Kofferraum: 637-1385 l

Grundpreis: 49 380 €