Von Lothar Dönges
Als weltweit erster Hersteller führt der koreanische Autobauer Kia eine Kombination von 48-Volt-Mildhybridsystem und Getriebe mit elektronisch gesteuerter Kupplung ein. Das neue Getriebe soll den Kraftstoffverbrauch und die CO2-Emissionen im praktischen Fahrbetrieb um rund drei Prozent reduzieren.
Beim Kia-Techday im Hyundai-Motor-Europa-Technical-Center in Rüsselsheim stellte Dr. Michael Winkler, Leiter der Antriebsabteilung, das „iMT“ vor. So nennen die Koreaner den neuen Mechanismus. „iMT“ steht dabei für „intelligent Manual Transmission“ (intelligentes Schaltgetriebe), das erstmals bei den neuen 48-Volt-Dieselmildhybriden der seit dem Frühjahr auf dem Markt befindlichen Kia Ceed-Familie erhältlich ist.
Gleiches gilt für den überarbeiteten Kia Rio, der in Kürze mit einem mildhybridisierten 1,0-Liter-Turbobenziner auf den Markt kommt. Darüber hinaus soll das System demnächst in einer Reihe weiterer Kia-Modelle (zum Beispiel im Mini-SUV Stonic) erhältlich sein. Winkler dazu: „Der Kupplung ist es egal, mit welchem Motor sie es zu tun hat.“
Die Intelligenz von „iMT“ besteht darin, dass es den Motor eigenständig vom Getriebe trennt, wenn der Fahrer oder die Fahrerin den rechten Fuß vom Gaspedal nimmt. Der gewählte Gang bleibt eingelegt, der Verbrennungsmotor stellt aber seine Arbeit ein. Das Auto „segelt“, wie es bei Kia heißt, mit abgeschaltetem Motor und geöffneter Kupplung weiter. Es reduziert seine Geschwindigkeit aber nur langsam und nutzt so seine kinetische Energie optimal.
Sobald der Mensch am Lenkrad Gas-, Brems- oder Kupplungspedal betätigt, springt der Motor mit Hilfe eines kraftvollen Startergenerators blitzschnell wieder an – je nach betätigtem Pedal und Fahrsituation entweder im gewählten Gang oder im Leerlauf mit geöffneter Kupplung.
Trotz der elektronischen Steuerung bietet das System das für manuelle Getriebe, typische, agile Schaltgefühl. Das Kupplungspedal hat die gleiche Funktion wie bei einem herkömmlichen Schaltgetriebe. Es bietet aufgrund der elektromechanisch arbeitenden Kupplung eine noch bessere Kontrolle und einen „Beißpunkt“, der ein sehr geschmeidiges Schalten ermöglicht.
Entwickelt wurde das neue „iMT“ im Hyundai-Technologiezentrum in Rüsselsheim. „Wir suchen ständig nach neuen Wegen, um die Effizienz und Leistung des Antriebsstrangs zu verbessern, wobei die Elektrifizierung von zentraler Bedeutung ist“, sagt Michael Winkler. „Als ergänzende Technologie zu unserem 48-Volt-Mildhybridsystem ist das neue iMT eine wichtige Innovation zur Elektrifizierung des Schaltgetriebes. Auch wenn Automatik- oder Doppelkupplungsgetriebe in vielen Fällen die passenden Lösungen sind: Gerade bei europäischen Fahrern ist es immer noch sehr beliebt, manuell zu schalten. Und mit dem iMT können wir diesen Kunden nun auch bei Fahrzeugen mit Mildhybridsystem das vertraute Schaltgefühl bieten.“ So sind nach Aussage von Winkler in Deutschland noch immer rund 45 Prozent aller Fahrzeuge mit Handschaltgetriebe ausgerüstet, in Europa sogar rund 50 Prozent.
Da lohnt es sich nach seiner Meinung, „dass wir uns Gedanken machen, wie wir trotzdem den Verbrauch durch intelligente Systeme senken“. Positive Nebeneffekte sieht Winkler im geringeren Kupplungs-Verschleiß, darin, dass das „Abwürgen“ des Autos so gut wie ausgeschlossen ist, oder auch das erleichterte Anfahren am Berg. „Und“, so der Entwickler, „das System ist gegenüber einem Automatikgetriebe die deutlich kostengünstigere Lösung.“ Sie soll, so die Kia-Presse-Abteilung, den Autokäufer finanziell nicht belasten.
Die Koreaner gehen übrigens davon aus, dass trotz alternativer Antriebe der teilelektrifizierte Verbrenner-Motor auch in Zukunft noch eine Weile auf dem Markt bleibt. So plant der Konzern, bis zum Jahr 2025 elf neue teilelektrifizierte Modelle einzuführen.
Die Funktionsweise von „iMT“ konnten Fachjournalisten auf den Straßen rund um Rüsselsheim erfahren. Ob der Motor den Wagen antrieb oder während der Fahrt gerade eine Pause machte, war so gut wie nicht zu spüren. Lediglich eine grüne Kontrollleuchte signalisierte dessen vorübergehende Untätigkeit. Ging sie aus, war die Maschine wieder in Aktion getreten und schnell, leise und ebenfalls nicht spürbar wieder angesprungen.
So ist denn auch für die Entwickler eine Kraftstoffersparnis von drei Prozent das Minimum dessen, was das neue System bewirkt. „Der Spritverbrauch ist immer vom Fahrverhalten abhängig. Ich kann mir eine Verbrauchsminderung von bis zu zehn Prozent vorstellen“, so Dr. Michael Winkler.