Von Sascha Valentin
Schon jetzt ist China für Volkswagen der wichtigste Automarkt der Welt. Nirgends sonst verkauft das Unternehmen so viele Fahrzeuge wie hier. Alleine im vergangenen Jahr waren es 3,2 Millionen Autos – so viele, wie kein anderer Hersteller irgendwo auf der Welt innerhalb eines Jahres verkauft hat. Versteht sich von selbst, dass der neue Touareg als SUV-Flaggschiff der Wolfsburger in Peking seine Weltpremiere gefeiert hat (siehe auch unseren Bericht Leading the way“ vom 23. März).
Mit ihr markiert VW zugleich die größte je da gewesene Modell- und
Technologieoffensive in der Geschichte der Marke. Dabei ist der chinesische Markt ein SUV-Markt, wie Markenchef Herbert Diess feststellte. Kein anderes Segment ist hier so gefragt wie die Sports Utility Vehicle, die für viele Chinesen ein Statussymbol darstellen. Aktuelle Marktprognosen gehen davon aus, dass schon bald jeder zweite Neuwagen ein SUV sein wird. Dem trägt Volkswagen Rechnung: Nach Tiguan und Teramont, den es nur in China gibt, und der Einführung des Touareg, sollen in den kommenden beiden Jahren zehn weitere SUV in den Markt in Fernost eingeführt werden – vier davon noch 2018.
„China ist entscheidend für den Erfolg unserer Zukunftsstrategie“, so Diess. Und die
erschöpft sich keineswegs in einer SUV-Offensive. Vielmehr soll China Vorreiter in Sachen Elektromobilität werden, wie der Markenchef klarstellt. Unter den insgesamt 38 neuen Modellen, die bis 2020 vom Band rollen sollen, befinden sich zehn E-Autos. Dazu gehört auch das erste vollelektrische SUV I.D. Crozz, das 2020 seine Premiere feiern soll. Erklärtes Ziel der Marke ist es, bis 2025 über eine Million Elektrofahrzeuge auf chinesischen Straßen zu haben. Die Voraussetzungen dafür sind günstig wie nie, sagt Diess. Nicht nur, dass die Chinesen technikbegeistert und innovativen Ideen gegenüber sehr aufgeschlossen sind. Auch der Markt spielt mit. Denn die Preise für die Batterien, die in den Fahrzeugen verbaut sind, sinken. Und die stellten bisher den größten Kostenfaktor bei der E-Technologie dar.
Unter dem Motto „Move Forward“ rückt aber nicht nur der Ausbau des Stromantriebs bei Volkswagen in den Fokus seiner Zukunftsstrategie. Das Unternehmen will auch ansonsten neue Akzente in Sachen technologischer Fortschritt setzen. So feiert im neuen Touareg etwa das volldigitalisierte Innovision Cockpit seine Weltpremiere. Dabei verschmelzen die digitalen Instrumente und das Infotainmentsystem zu einer Bedien-, Informations-, Kommunikations. Und Entertainment-Einheit, die nahezu ohne klassische Tasten und Schalter auskommt. Willkommen in der Zukunft, die für Volkswagen ganz klar im Reich der Mitte ihren Ausgangspunkt hat.
VW und der chinesische Markt
Ganz neu ist das Engagement Volkswagens auf dem chinesischen Markt freilich nicht. Die Wurzeln reichen über 30 Jahre zurück. Bereits 1985 lief mit dem VW Santana das erste vollständig in China gefertigte Auto vom Band. Damit gehörte VW zu den Pionieren der chinesischen Autoindustrie. Mittlerweile produziert VW an 19 Standorten im ganzen Land. Dabei arbeiten rund 85000 Menschen in China für den Konzern. Die Produktpalette umfasst mehr als 20 Modelle, darunter mehrere Fahrzeuge, die speziell für den chinesischen Markt entwickelt wurden.
Fotos (3): Sascha Valentin