5er BMW: ausgewogen und reif

 

BMW 530d xDrive

Nächste Runde im

Wettbewerb der Systeme

Limousine ist da,

Touring kommt im Juni

Von Lothar Dönges

Die Münchner sind sich sicher: Wer den Namen BMW hört, denkt an den 3er oder den 5er. Das sind die beiden prägenden Modelle der Marke. Der 5er (ab 45 200 Euro) ist als Limousine neu auf dem Markt. Der Touring (Kombi) kommt im Juni zu Preisen ab 48 050 Euro. Die 5er Limousine eröffnet die nächste Runde im Wettbewerb um das beste Bedienkonzept, das leistungsfähigste Infotainment und die größte Nähe zum Ziel des völlig autonomen Fahrens. Alles keine Themen, als 1972 der erste BMW 520 erschien. 7,5 Millionen Exemplare später ist die Welt eine völlig andere.

Was macht die Niere? Diese Frage stellt sich bei jedem neuen BMW. Nun, dieses Mal wurde sie breiter und höher als beim Vorgänger und erhielt auf beiden Seiten oben außen die Andeutung eines Knicks. Die beiden flachen flachen LED-Scheinwerfer schließen fast nahtlos an die Niere an, das Gesicht wirkt breiter als beim Vorgänger. Doch an den Proportionen hat sich nichts geändert: kurzer Überhang vorn, langer Radstand, lange Motorhaube und damit ein weit hinten sitzendes „Greenhouse“.
Die weiteren Facetten des Feinschliffs zeigte bei der Premiere Chefdesigner Karim Habib. Sie schärfen den Charakter des Neuen in der Tat. Die Seiten mit dem Wechsel aus konkaven und konvexen Flächen, begrenzt von klaren Linien, wirken wertiger, das Heck ebenso breit wie das neue Gesicht.

Elemente betonen die Breite des Autos

BMW 530d, Innenraum mit bis zu 1700 Liter

Für den Innenraum hat Habib eine ähnliche Botschaft bereit: die Breite betonende Elemente, ein nach unten verschobener, optischer Schwerpunkt in der Mitte der Armaturentafel und Anzeigen, die ein wenig mehr in Richtung Fahrer gerückt wurden. Doch in der Zeit des Wettlaufs um die Auszeichnung des besten rasenden Computers zählt eher das, was hinter der edlen Fassade steckt. Im 5er sorgen Stereokamera, Radar und Ultraschallsensoren für den Überblick. Zur Serienausstattung gehören nun auch eine Innenraum Ausweichhilfe, eine Querverkehrswarnung, der Spurwechsel- und der Spurhalteassistent mit aktivem Seitenkollisionsschutz.
Wer die aktive Geschwindigkeitsregelung dazu bestellt, geht mit seinem BMW den nächsten Schritt hin zum autonomen Fahren. Dazu gehört die Übernahme der Geschwindigkeitsbeschränkungen, die der optionale Speed Limit Assist zur Verfügung stellt. Aus dem Stillstand und im Stau unterstützt das Auto den Fahrer beim Abstandhalten, Beschleunigen, Bremsen und der Spurhaltung bis 210 km/h. Soweit noch normal. Über den Standard hinaus reicht das Head-up-Display. Es ist 70 Prozent größer als im Vorgänger, lichtstark, farbig und zeigt mehr Informationen als bisher.
Wer sich den Verlockungen der Aufpreisliste hingibt, der wird zur nächsten Generation des iDrive-Systems mit Navigation, Telefon, Unterhaltung und Steuerung von Fahrzeugfunktionen und zum 10,25-Zoll-Bildschirm greifen. Die Steuerung geschieht über den iDrive-Controller oder für einige Funktionen auch über Gesten. Bei der Struktur der Bedienung greift auch BMW auf gewohnte Muster zurück. BMW Connected Drive und BMW Connected Onboard ermöglichen eine lange Liste von Funktionen und Dienstleistungen. In der Summe liegt BMW nun wieder einen Schritt vorn – vor der E-Klasse von Mercedes-Benz.

Trotz so viel Inhalt ist der Neue 100 Kilogramm leichter geworden als sein Vorgänger. Er rollt auf einem neu konstruierten Fahrwerk mit der üblichen Souveränität über die Straßen, setzt damit wohl auch einmal mehr den Maßstab der Klasse in Sachen Fahrdynamik, nicht zuletzt wegen der Integral-Aktivlenkung, die nun auch mit dem Allradantrieb xDrive kombinierbar ist. Er fährt sich sehr agil und sportlich, aber auch komfortabel – wie immer es der Fahrer will und einstellt. Dabei geht es im Innenraum erstaunlich leise zu, was ausgefeilter Aeroakustik und sehr guter Aerodynamik zu danken ist. Außerdem melden die Münchner einen Bestwert für den Luftwiderstandsbeiwert von 0,22.

Ambitionierte Motoren: Benziner, Diesel, Hybrid

Auch ein BMW mit dieser Rechenleistung braucht neben dem angemessenen Fahrwerk entsprechend ambitionierte Motoren. Die gehören alle der neuen Familie der modular aufgebauten Aggregate an. Die beiden neuen Benziner im 530i und 540i bringen es mit der Turbo-Technologie auf Leistungen von 252 beziehungsweise 340 PS bei Werten für den Normverbrauch auf hundert Kilometern von 5,5 beziehungsweise 6,5 Litern. Zum Start werden außerdem zwei Diesel angeboten: der 520d mit 190 PS und der 530d mit 265 PS mit Verbrauchswerten von 4,1 bis 4,5 Litern auf hundert Kilometern. Der BMW 520d Efficient Dynamics Edition soll sich sogar mit 3,8 Litern begnügen. Wem das immer noch zu viel ist, dem sei der BMW 539e Performance empfohlen, ein Plug in-Hybrid mit rund 50 Kilometern elektrischer Reichweite, einer Systemleistung von 252 PS und einem Normverbrauch von 1,9 Litern.
Schon nach den ersten Kilometern wird klar: Mit dem neuen 5er gelingt BMW ein großer Wurf. Wir fuhren den 530i und den 540i und empfanden beide als außergewöhnlich ausgewogen und reif. Mögen einige ein mutigeres Design erwartet haben, doch was in Fällen wie diesen wirklich zählt, ist, was unter dem Blech geschieht.

Fotos: BMW/Bernhard Limberger

Fakten und Technik

BMW 520d xDrive Steptronic
Maße: 4,94 m/1,87 m/1,48 m (Länge/Breite/Höhe)
Radstand: 2,98 m
Motor: 4-Zylinder-Turbodiesel, 1995 ccm
Leistung: 190 PS bei 4000 U/min
Max. Drehmoment: 400 Nm von 1750-2500 U/min
Geschwindigkeit: 0-100 km/h 7,6 Sek., max. 232 km/h
ECE-Durchschnittsverbrauch: 4,5-4,9 Liter
CO2-Emissionen: 119-129 g/km (Euro 6)
Leergewicht/Zuladung: min. 1695 kg/max. 705 kg
Kofferraumvolumen: 530 Liter
Max. Anhängelast: 2000 kg
Preis: 50 000 Euro