Kein Verzicht auf Premium:
ästhetischer Familienvan
auf gehobenem Niveau
Von Lothar Dönges
Die Konkurrenten kommen aus Frankreich mit dem Citroën Grand C4 Picasso, dem Peugeot 5008 oder dem Renault Grand Scénic. Und sie kommen aus Deutschland mit dem Opel Zafira, dem Ford Grand C-Max oder dem VW Touran. Und doch hat der BMW 2er Gran Tourer ein Alleinstellungsmerkmal: Kein anderer Premium-Hersteller ist hierzulande bei den fünftürigen Großraumlimousinen in dieser Klasse mit bis zu sieben Sitzen vertreten. Wir hatten mit dem 220d Gran Tourer das Spitzenmodell der Baureihe im Fahrtest.
Mit der Einführung des Active Tourer vor annähernd zwei Jahren beging BMW gleich mehrere Tabubrüche: Es kam ein Van mit Frontantrieb und Dreizylindermotor mit 1,5 Litern Hubraum. Im Sommer 2015 wurde dem Fahrzeug mit dem Gran Tourer ein großer Bruder an die Seite gestellt – mit 21 Zentimetern mehr Länge und etwa fünf Zentimetern mehr Höhe bietet er mehr Platz und auf Wunsch sogar zwei klappbare Notsitze im Kofferraum.
Mit 190 PS ist der Van trotz seines Leergewichts von 1620 Kilogramm souverän motorisiert. Der Zweiliter-Turbodiesel entfaltet sein maximales Drehmoment von stattlichen 400 Newtonmetern (Nm) bereits bei 1750 Umdrehungen/Minute. Der vom Hersteller angegebene Verbrauchswert von knapp fünf Litern (CO2-Emissionen 128 g/km, Euro 6) ist zwar nur im Idealfall erreichbar. Wir waren mit unter acht Litern bei normaler Fahrweise aber durchaus zufrieden.
Den Motorenbau beherrscht BMW also nach wie vor. Die Kompetenz als Konstrukteur von Familienvans ist durch den Active Tourer und Gran Tourer aber auch bewiesen. Der Kofferraum mit bis zu 1900 Litern Ladevolumen ist groß und gut nutzbar, die Sitze sind variabel, und das Bedienkonzept ist alltagstauglich.
Im Normalfall bietet der Gran Tourer mit 4,56 Metern Länge in der fünfsitzigen Version 645 Liter Kofferraumvolumen. Legt man die zweite Sitzreihe per Knopfdruck bequem von der Hecktür aus um, verdreifacht sich das Stauvolumen fast – auf ebener Fläche und über die niedrige Ladekante. Die zweite Sitzreihe ist zudem um 13 Zentimeter verschiebbar und bietet dadurch auf Wunsch mehr Laderaum oder mehr Kniefreiheit für die bis zu drei groß gewachsenen Passagiere im Fond des Wagens. Rings um die Sitze sind zudem zahlreiche Fächer und Ablagen angeordnet, die in der Summe rund 40 Liter Volumen für all die Utensilien bieten, die Reisende so mit sich führen.
Optik und Haptik im Innenraum bieten das gewohnt hohe BMW-Niveau. Zusätzlich zum bekannten Infotainment-Angebot kann im Gran Tourer ein Connected-Drive-Service (700 Euro) installiert werden. Zusammen mit einem externen Provider ist ein jugend-orientiertes Bespaßungsprogramm verfügbar, das die Youngster im Familienvan auf den hinteren Reihen bei Laune hält, wenn Papa zur Erreichung des Urlaubsziels mal eine Tankfüllung am Stück fahren möchte. Und das kann lange dauern: Unter idealen Bedingungen reichen die 61 Liter Kraftstoff im 220d für rund 1200, im Normalfall für 800 bis 1000 Kilometer.
Die Übersichtlichkeit, die direkte Lenkung und der sehr gute Geräuschkomfort sorgen für ein entspanntes Reisegefühl. Der Gran Tourer bietet auf Wunsch und bei Bedarf aber auch das temperamentvolle Fahrerlebnis. In 7,6 Sekunden geht es dann aus dem Stand auf 100 km/h bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von 218 km/h.
Zu Sprints und hohem Tempo animiert der Gran Tourer allerdings nicht. Bei Bedarf steht in jeder Fahrsituation zwar genügend Kraft zur Verfügung, vordergründig aber ist das Auto ein Familienfahrzeug in gehobener Ausführung.
Bei 36 100 Euro setzt die Preisliste für den Gran Tourer 220d an. Für etliche sinnvolle und wünschenswerte Sonderausstattungen summierte sich der Testwagenpreis auf stattliche 55 450 Euro. Dafür allerdings gibt es einen annähernd perfekten, sachlich-eleganten Van, der mit einer Familien-„Kutsche“ nichts, aber auch gar nichts, gemein hat.
Fotos: (2): BMW