Der Italo-Amerikaner
ist immer
„das Auto,
das Sie sich wünschen“
Von Lothar Dönges und
Lothar Jungmann
Lässt sich ein typischer amerikanischer Van auf europäischen Geschmack stilisieren und auf europäische Bedürfnisse technisieren? Die Antwort gibt Fiat mit dem Familien-Vielzweckfahrzeug Freemont, das SUV, Van und Kombi in einem ist. „Immer das Auto, das Sie sich wünschen“, verspricht Fiat in der Werbung für den Freemont, der seit einigen Tagen bei den Händlern steht.
Keine Frage, Fiat befindet sich deutlich im Aufwind. Die Stamm-Marke selbst legte in den ersten acht Monaten des Jahres hierzulande um vier Prozent zu, Tochter Alfa sogar um über 50 Prozent. Mit dem Kleinwagen Ypsilon und dem Flaggschiff Thema ist auch Lancia wieder im Gespräch, der von Fiat übernommene Geländewagen-Spezialist Jeep wird mit den neuen Cherokee und Compass in Deutschland wieder Fuß fassen. Der Marktanteil von Fiat beträgt bei den Pkws 3,3 Prozent, bei den Nutzfahrzeugen sogar 13,3 Prozent.
Inzwischen haben die Italiener auch die deutliche Mehrheit am drittgrößten amerikanischen Autobauer Chrysler (53,5 Prozent), mit dem Entwicklung und Forschung vorangetrieben werden sollen. Erstes gemeinsames Projekt ist der für Europa gebaute Freemont auf der Basis des Dodge Journey.
Sparsame Common-Rail-Vierzylinder-Motoren mit Turboaufladung und der kraftstoffsparenden und leistungssteigernden Multiair-Technologie sowie Raumverhältnisse, bei denen die Wohlfühl-Atmosphäre im Vordergrund steht, sind die Merkmale des Freemont.
Das 4,89 Meter lange Raumwunder hat in drei Reihen bis zu sieben Sitze (eine Abwahl auf fünf Sitze mit einer Kostenersparnis von 500 Euro ist möglich) und wird von Zwei-Liter-Motoren mit 140 und 170 PS in zwei Ausstattungsvarianten (Freemont und Freemont Urban) angetrieben. Die beiden Diesel haben ein identisches Drehmoment von 350 Newtonmetern und verbrauchen im Schnitt nach Werksangabe nur 6,4 Liter Sprit (CO2-Ausstoß 169 g/km).
Gesteuert werden die Aggregate von einer angenehm leichtgängigen Sechsgang-Handschaltung, die Anfang kommenden Jahres in der Allrad-Version um eine Sechsgang-Automatik ergänzt wird. Ein Benzinmotor ist für den europäischen Markt nicht vorgesehen.
An der Form des Dodge Journey haben die Italiener für Europa wenig geändert. Die Gesichtszüge und einige Details sind feiner, kultivierter geschnitten als beim Amerikaner. Beim Freemont mit seiner auch nach der Feinarbeit am Design doch eher unauffälligen, angenehmen Art zeigt sich das Kultivierte mehr im Innenraum. Die Armaturentafel mit zwei klassisch gestalteten Rundinstrumenten wird ergänzt durch einen großen Touchscreen-Bildschirm im Mittelteil der Tafel, von dem aus man nicht nur das Infotainment, sondern auch viele Funktionen des Fahrzeugs steuern kann. Der neue Charakter und die Breite des Freemont (1,88 Meter) werden unterstrichen von einem chromglänzenden Zierteil, das die beiden äußeren Luftausströmer der Drei-Zonen-Klimaautomatik (ab Version Urban) umrahmt. Das Dreispeichen-Leder-Lenkrad mit Funktionstasten und der kurze Schaltknüppel auf dem Mitteltunnel sowie die üppig geschnittenen Sitze für Fahrer und Beifahrer (in Lederausstattung allerdings mit wenig Seitenhalt) verbreiten Limousinenflair. Das gilt auch für die griffsymphatischen Materialien im Cockpit und in den Seitenverkleidungen.
Auch elektronisch liegt der Freemont auf europäischem Niveau mit Radio, MP3-fähigem CD-Player, Bluetooth, USB-Anschluss und AUX-Eingang.
Die erste Sitzreihe (mit Sitzheizung) bietet den für diese Wagenklasse typischen guten Ausblick von oben und eine gute Rundumsicht. Die zweite Reihe ist höher montiert, die dritte noch einmal höher, so dass für die bis zu sieben Passagiere gute Sicht gewährleistet ist. Dabei sind die beiden Sitze der dritten Reihe durchaus auch für größere Passagiere geeignet. Sie erreichen ihre Plätze vergleichsweise gut durch ein mit einem Handgriff zu betätigendes Easy-Entry-System und sehr groß geschnittene und weit öffnende Türen. Geschickt und sinnvoll zugleich ist die Möglichkeit, auf den hinteren Sitzen Polster herausklappen zu können, auf die man Kinder setzen und sicher anschnallen kann.
Die Sitze lassen sich zudem in 32 Konfigurationen falten und klappen, so wie es für die jeweilige Zuladung gebraucht wird. Dadurch steigt das Laderaumvolumen von 136 Litern bei sieben Sitzen auf 472 Liter bei fünf und 1.461 Liter bei zwei Sitzen. Hinzu kommen – ganz amerikanisch – sage und schreibe 25 Staufächer mit einem Stauvolumen von 138 Litern sowie zehn (!) Getränkehalter.
Gegenüber dem Dodge hat Fiat Fahrwerk und Lenkung überarbeitet. Das Fahrwerk ist beim Freemont straff, aber nicht unkomfortabel, die Lenkung arbeitet präzise, und auch die Geräuschdämmung passt besser zu einem europäischen Familienauto.
„Passt“ ist auch das Stichwort für die Preisgestaltung des Freemont. Sie beginnt bei 25.990 Euro für die 140-PS-Basisversion. Der gleich motorisierte Freemont Urban kostet 27.290 Euro, der Urban mit der 170-PS-Maschine 28.790 Euro. Für die kommende Allrad-Version sind 32.290 Euro zu zahlen.
Fotos (4): Lothar Jungmann
Daten und Fakten
Maße: 4,89 m/1,88 m/1,69 m (Länge/Breite/Höhe)
Motor: Vierzylinder-Diesel mit 2,0 l Hubraum
Leistung: 140 und 170 PS
Geschwindigkeit: 12,3/11,0 sek, max. 185 /197 km/h
Verbrauch: 6,4 l/100 km
CO2-Emissionen: 169 g/km (Euro5)
Kofferraum: 136 bis 1.461 l
Max. Anhängelast: 1.100 kg
Preis: ab 25.990 Euro
Bildtexte:
Der Fiat Freemont gibt sich als Familien-Vielzweckfahrzeug. Seine Gestaltung erinnert an ein SUV, die Platzverhältnisse an einen Van, und bei Bedarf wird er durch einfaches Umlegen der Sitze zum Kombi.
Fotos: Lothar Dönges
Die Innenraum- und Cockpitgestaltung sowie die im Freemont verarbeiteten Materialien verbreiten Limousinenflair.
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