Keine konventionellen Verbrenner mehr bei Fiat

In der Cross-Version ist der fünftürige Tipo um vier Zentimeter höher gelegt. Auch ihn gibt es wie den 500X in der Sonderversion „Red“. Der kompakte Tipo ist seit 2016 auf dem deutschen Markt und hat sich in seiner Klasse etabliert.
Foto: Lothar Dönges

Von Lothar Dönges

Fiat hat seine Modellpalette komplett elektrifiziert. Mit der Einführung von 500X Hybrid und Tipo Hybrid werfen die Italiener kurzerhand alle bisher verbliebenen konventionellen Benziner und Diesel der Baureihen aus ihrem Programm. Das senkt die CO2-Flottenbilanz des Unternehmens. Für die Kunden wird’s allerdings aufgrund der neuen Technik und besserer Ausstattung verständlicherweise teurer.

Das gilt insbesondere für die Kompaktwagen-Alternative Tipo. Er kam 2016 auf den Markt, startete bei rund 16 000 Euro und lag aufgrund deutlicher Verbesserungen zuletzt bei knapp unter 20 000 Euro Einstiegspreis. In der neuen Konstellation kostet er als fünftürige Schrägheckvariante (zirka 60 Prozent des Absatzvolumens) inzwischen mindestens 28 490 Euro.
Leistung und Ausstattung sind allerdings schon in der Einstiegsversion „City Life“ recht üppig und daher mit dem Vorgängermodell kaum vergleichbar. Neben 16 Zoll-Leichtmetallfelgen, Voll-LED-Scheinwerfern und LED-Heckleuchten gehören dazu unter anderem eine Klimaautomatik, ein Infotainmentsystem mit 10,25-Zoll-Multimedia-Touchscreen und 7-Zoll-Farbdisplay im Kombiinstrument, elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel sowie einige elektronische Helferlein wie ein Spurhalte- und Bremsassistent, Verkehrszeichenerkennung und Müdigkeitswarner.

Cross-Version des Tipo vier Zentimeter höher gelegt

Für die Kombi-Version (rund 40 Prozent der in Deutschland im Modelljahr 2020/21 verkauften 2100 Tipo) in der gleichen Ausrüstung zahlt man noch einmal 1500 Euro mehr. Ebenso wie für die um vier Zentimeter höher gelegte Cross-Version, die dann außerdem noch mit einer Rückfahrkamera, Licht- und Regensensor sowie 17-Zoll-Alufelgen in matt Schwarz ausgestattet ist. Als Kombi kostet der Tipo Cross dann 31 490 Euro. Weitere Komfort- und Sicherheitsfeatures wie Navigations-System, Smartphone-Ladeschale, schlüsselloses Öffnen und Starten sowie Abstands-Tempomat, Totwinkel-, Fernlicht- und autonomer Notbremsassistent sind in diversen Paketen verpackt, die noch einmal zwischen 750 bis 1000 Euro extra kosten.

Der Fiat 500X hat sich als „aufgeblasener Cinquecento“ längst auf dem Automarkt für Kompaktfahrzeuge durchgesetzt. Auch ihn gibt es jetzt nur noch in einer Mildhybrid-Version. Unser Foto zeigt ihn als „Red“-Sondermodell, mit dem die Italiener caritative Aktionen unterstützen. Foto: Lothar Dönges

20 Elektro-PS für den flotteren Antritt

Und natürlich gab es bisher auch noch keinen Hybrid. Genau genommen handelt es sich um einen Mild-Hybrid mit 48-Volt-Technologie. Der besteht sowohl bei 500X wie Tipo aus einem 1,5-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner mit 130 PS, der von einer Elektromaschine mit 15 kW (20 PS) unterstützt wird, die in einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe integriert ist. Wie üblich bei dieser Art der Elektrifizierung mit Riemen-Startergenerator beschränkt sich die rein elektrische Reichweite dabei auf kaum mehr als drei Kilometer, und das auch nur mit äußerst sanftem Gasfuß.
Eher noch sorgt sie in beiden Fällen für einen flotteren Antritt sowie geringeren Verbrauch und weniger Emissionen, indem beim Gaspedal lupfen der Verbrenner entkoppelt oder beim Bremsen Energie zurückgewonnen wird. Spritverbrauch und CO2-Ausstoß sollen so nach WLTP-Messung um bis zu elf Prozent geringer ausfallen, so Fiat. Damit soll der Verbrauch auf dem Papier 6,6 Liter für den 500X und 5,5 Liter für den Tipo betragen. Bei ersten Probefahrten in reduziertem Tempo durch Stadt- und Gewerbegebiete sowie auf Bundes-, Landstraßen und Autobahnen im Umfeld von Frankfurt lagen beide Modelle jeweils nur knapp über diesen Werten.


Seinem Namen wird der 500X „Red“ auch im Innenraum durch rote Einlagen im Armaturenbereich und rote Ziernähte auf den Sitzen gerecht. Der Kompakte bietet ordentlich Platz für bis zu fünf erwachsene Passagiere. Foto: Lothar Dönges

Elektrisch vorwärts und rückwärts einparken

Fiats Hybridtechnologie verfügt zudem über eine Kriechfunktion (E-Creping), die kurzes Vorwärtsrollen ohne Druck aufs Gaspedal erlaubt, was im urbanen Stop&Go oder Stau angenehm ist. Beide Fahrzeuge sind damit in der Lage, elektrisch vorwärts und rückwärts einzuparken, wenn das Feature E-Parking mit zur Ausstattung gehört. Je nach Ladezustand der nur 0,8 kWh fassenden und zwischen den Vordersitzen verbauten Batterie fahren beide Modelle ebenso elektrisch sanft und leise an. Vom Wechsel der zwei Antriebsarten ist am Lenkrad kaum etwas zu spüren.
Schon eher im Fuß des Fahrers die Performance des Mild-Hybridantriebs. Beide Modelle beschleunigen zwar in weniger als zehn Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 (der 500X in 9,4, der Tipo in 9,1 Sekunden), „Rennpferde“ indes sind sie nicht. Geschuldet ist das nicht zuletzt den 1,4 Tonnen Gewicht und der etwas zögerlichen und nicht ganz ruckfreien Schaltautomatik. Dennoch: Die 130 PS plus Elektro-Schub beschleunigen die beiden Kompakten harmonisch nach vorne, so dass am Ende durchaus akzeptable Fahrwerte stehen. Das Fahrwerk des Tipo Hybrid wirkt dabei noch ein wenig leichtfüßiger. Es steckt Stöße besser weg, und die Lenkung vermittelt eine bessere Rückmeldung.

500X von „Club“- bisDolcevita“-Ausführung

Der 500X wirkt im direkten Vergleich weniger sportlich, um nicht zu sagen, etwas behäbiger. Auch der Crossover ist mit dem neuen Antrieb so teuer wie nie zuvor: Ab 28 990 Euro startet die „Hatchback“-Version in der Ausstattung Club, unter anderem mit Klimaanlage, Tempomat, 7-Zoll-Touchscreen mit DAB-Radio und Smartphone-Integration sowie 16-Zoll-Leichtmetallfelgen. Klimaautomatik und 17-Zöller gibt’s in der Cross-Variante für einen Tausender mehr. Die Topausstattung, unter anderem mit Voll-LED-Scheinwerfern, TFT-Farbdisplay und 18-Zoll-Alufelgen kostet mindestens 31 240 Euro. Die Version „Dolcevita“ mit elektrischem Faltschiebedach ist noch einmal 3000 Euro teurer, dafür aber ein Hingucker und eine echte Alternative zu einem Cabriolet.

in neuem Outfit präsentiert sich auch der Fiat E-Ulysses Hybrid. Der Van bietet jede Menge Platz für Passagiere und Gepäck.
Foto: Lothar Dönges