Ford Mustang galoppiert mit voller E-Power

Von Sascha Valentin

Mit dem Mustang Mach-E ist Ford ein beachtliches elektrisches Erstlingswerk gelungen, das richtig Spaß beim Fahren macht.
Foto: Sascha Valentin

Vor vier Jahren hat Ford das „Team Edison“ ins Leben gerufen: Eine Arbeitsgruppe, die sich den Herausforderungen der zunehmenden Elektro-Mobilität stellen soll. Mit dem neuen Mustang Mach-E präsentiert dieses Team nun sein erstes Ergebnis und dürfte damit den Nerv so manchen Fans der Sportwagen-Ikone treffen. Denn von außen ist der Mach-E unverkennbar ein rassiges Wildpferd – optisch sogar noch muskulöser, als seine Vorfahren. Das dürfte vor allem an der markanten Führung der Seitenlinien liegen, die ihm ein wuchtigeres, aber zugleich auch dynamisches Auftreten bescheren. Wichtiger als die Optik sind bei einem reinen E-Fahrzeug freilich die Innereien und die Frage, ob der Mustang das Versprechen, das er äußerlich gibt, auch einlösen kann. Auf den Punkt gebracht: Ja, kann er!

Verantwortlich dafür ist in der Basisvariante ein 269 PS starker E-Motor, dessen Akkus laut Werksangaben für rund 440 Kilometer ausreichen. Dank eines Range-Extenders kann die Reichweite auf bis zu 610 Kilometer mit einer Batteriefüllung vergrößert werden. Darüber hinaus bietet Ford den Mach-E aber auch als Allradversion mit einem Dual-Elektromotor an. Hier liegt die Reichweite bei 400 Kilometer bzw. 540 Kilometer mit Range-Extender. Damit schafft es der Elektro-Mustang in sechs Sekunden von 0 auf 100 km/h. Per Fahrprogrammschalter kann zudem die Abstimmung zwischen „zahm“ und „ungezähmt“ verändert werden, was sich unter anderem in unterschiedlichen Ambiente-Beleuchtungen im Cockpit, der Soundgestaltung und dem Ansprechverhalten äußert. Wer es noch ein bisschen spritziger haben möchte, der muss noch bis Ende dieses Jahres warten. Dann soll mit dem Mustang Mach-E GT die High-Performance-Variante des Rennpferds mit 487 PS und einem Sprint von 3,7 Sekunden auf den Markt kommen. Doch nicht nur beim Antrieb hat Ford eine beachtliche Leistung abgeliefert – auch in Sachen innovativer Technologie galoppiert der Mustang so manchem Konkurrenten davon.

Ein Display ersetzt die Instrumententafel hinter dem Lenkrad. Foto: Sascha Valentin

Das fängt schon damit an, dass im Mustang Mach-E nicht nur ein Multimedia-Display verbaut ist, sondern gleich zwei Stück: Ein 10,2-Zoll-Display, das die Instrumententafel hinter dem Lenkrad ersetzt, und ein riesiges 15,5-Zoll-Touchscreen-Display in der Mittelkonsole, über das sämtliche Funktionen des Wagens gesteuert werden können. Neue Funktionen werden übrigens automatisch per Internetverbindung ins Fahrzeugsystem integriert. Dank dieser Technologie nimmt das Smartphone bei der Nutzung des Mach-E auch einen ganz neuen Stellenwert ein. Dass man per App schon vor Fahrtantritt die Reiseroute planen, die Klimaanlage einstellen oder den Füllstand der Batterie ablesen kann, ist nichts neues. Dass das Smartphone jedoch den Schlüssel überflüssig macht, hingegen schon. Über Bluetooth erkennt der Mustang das sich nähernde Smartphone, mit dem er gekoppelt ist und öffnet automatisch die Türen. Selbst für den Motorstart ist der Schlüssel nicht mehr nötig. Auch das geht über Bluetooth.

Und es geht sogar noch ein bisschen spaciger: Nicht einmal das Smartphone würde für den Betrieb des Mach-E benötigt. Denn die Ford-Ingenieure haben ihrem Sportpferd ein Touch-Panel in die B-Säule eingepflanzt, über das die Tür mittels eines Zahlencodes entriegelt werden kann. Dasselbe gilt auch für den Motorstart – ganz ohne Schlüssel oder Smartphone. Hinzu kommen weitere Ausstattungsmerkmale wie ein One-Pedal-Drive-Mode, bei dem für das Fahren lediglich das Gas-Pedal benötigt wird. Wird der Fuß nämlich vom Gas genommen, setzt direkt eine Bremswirkung ein, die den Wagen bis zum Stillstand abbremst – inklusive maximaler Energierückgewinnung. Das ist in manchen Situationen wie etwa beim seitwärts Einparken sicherlich ein wenig gewöhnungsbedürftig, entspannt aber wunderbar auf längeren Fahrstrecken. Außerdem ist der Mustang Mach-E mit einem überdimensionalen Glas-Panoramadach und natürlich einer ganzen Armada an Assistenzsystemen ausgestattet, deren Einsatz beinahe schon am vollständig autonomen Fahren kratzt.

Ein weiteres Gimmick befindet sich unter der Haube. Den Platz des fehlenden Verbrennungsmotors füllt Ford nämlich mit zusätzlichen 81 Liter Stauraum, die „Frunk“ getauft wurde – ein Kurzwort für „Front Trunk“. Dieser Front-Kofferraum besteht aus einer Wanne, in die nicht nur Gepäckstücke gesteckt, sondern dank Abflusslöchern sogar Wasser oder Eis zum Kühlen von Getränken eingefüllt werden könnte. Eine witzige, aber mitunter auch praktische Idee.

Optisch ist der Mach-E eindeutig als rassiges Rennpferd zu erkennen. Foto: Sascha Valentin

Den Mustang Mach-E wird man bei den Ford-Händlern allerdings nur sporadisch auf dem Hof stehen sehen. Denn der Wagen soll ausschließlich über ein eigens dafür eingerichtetes Internetportal verkauft werden, über das die Kunden ihn sich nach ihren Wünschen zusammenstellen können. Den Händlern werden lediglich ein, zwei Modelle für Probefahrten der Kunden bereitgestellt. Der Einstiegspreis für den Mustang Mach-E liegt bei 46900 Euro. Für die Allradvariante werden rund 54000 Euro fällig und wer alle technischen Gimmicks sowie den Range-Extender sein eigen nennen möchte, der muss stolze 68000 Euro berappen.