Auch der Hyundai i20 segelt auf der Welle

Von Lothar Dönges

Der neue i20 tritt im B-Segment an, den bisherigen Verkaufserfolg fortzusetzen. Das im Hyundai-Entwicklungszentrum in Rüsselsheim gezeichnete Auto bietet dafür alle Voraussetzungen. Optik und Raum sind von der höheren Kompaktklasse nicht weit entfernt. Foto: Lothar Dönges

Der südkoreanische Autobauer Hyundai (zum Konzern gehört auch Kia) ist den Kinderschuhen auf dem europäischen Markt längst entwachsen. In fast jedem Fahrzeugsegment sind die Asiaten nicht nur vertreten, sondern mehr als konkurrenzfähig. Im Kleinwagenbereich sorgt dafür der i20, der nicht nur selbstbewusst gegen Mitbewerber wie VW Polo, Ford Fiesta, Opel Corsa oder Peugeot 208 antritt, sondern in der dritten Generation Maßstäbe setzt.

Der i20 gehört zu den erfolgreichsten Modellen im Hyundai-Programm. Im vergangenen Jahr lag er im internen Ranking sogar auf Platz zwei hinter dem SUV-Bestseller Kona. Schon vor der in diesen Tagen erfolgten Markteinführung schrieben die Händler über 3700 Bestellungen. Da der i20 zum unveränderten Einstiegspreis angeboten wird, erwartet Deutschland-Geschäftsführer Jürgen Keller einen Nachfrage-Boom auf das Auto.

Der Innenraum des i20 zeigt sich sportlich und elegant zugleich. Die Sitze sind bestens geformt, die in Riffel-Optik geformten Hartplastikteile der Blenden am Armaturenbrett und an den Türinnengriffen sind sauber verarbeitet und wirken hochwertig. Foto: Lothar Dönges

Der neue i20 startet ab 13.990 Euro, also aktuell (mit 16 Prozent Mehrwertsteuer) mit 13.637 Euro. Und das trotz Mehrausstattung, vor allem in punkto Sicherheit. So sind Müdigkeitswarner, Lichtsensor, Notbrems-, Spurhalte- und Fernlichtassistent sowie Verkehrszeichenerkennung und Anfahrhinweis für das Vorderfahrzeug nun in allen Versionen serienmäßig an Bord.

Die Basisausstattung „Pure“ fällt allerdings relativ spartanisch aus. Es gibt sie ausschließlich mit einem Vierzylinder-Saugbenziner mit 84 PS. Features wie höhenverstellbare Sicherheitsgurte, Radio, beheizbare Außenspiegel, Klimaanlage oder ein USB-Anschluss fehlen. Und statt eines Infotainmentsystems inklusive der bunten digitalen Displays oder Touchscreens schaut der Fahrer nur auf einen Bordcomputer mit 3,5-Zoll-Display.
Darüber liegt die – auch stärker motorisierte – „Select“-Ausstattung. Wer in den Genuss vieler Neuerungen kommen will, muss mindestens zur Ausstattung „Trend“ (ab 18.804 Euro) greifen, von der Hyundai mehr als die Hälfte aller Verkäufe erwartet. In dieser Variante sind beispielsweise das digitale Cockpit mit 10,25-Zoll-Farbdisplay, Acht-Zoll-Infotainment-Touchscreen inklusive kabelloser Smartphone-Integration sowie viele Fahrassistenten mit enthalten oder können bestellt werden.

Konkave und konvexe Horizontale und das über die gesamte Fahrzeugbreite durchgehende Leuchtband dominieren die Heckpartie des neuen Hyundai i20. Die schicken Aluräder werten das Auto zusätzlich deutlich optisch auf.
Foto: Lothar Dönges

Munterer kleiner Geselle

Das gilt auch für den spritzigen Drei-Zylinder-Turbobenziner mit 48-Volt-Mildhybrid-System, den es in zwei Leistungsstufen gibt. Schon die kleinere Version mit 100 PS (74 kW) zeigt sich als äußerst munterer Geselle – vor allem in Verbindung mit dem neu entwickelten Sechs-Gang-Getriebe iMT mit elektronischer Kupplung. Dank des Startergenerators wechselt der Motor beim Gasfußlupfen oder Ausrollen mit eingelegtem Gang in den „Segelbetrieb“, angezeigt durch ein kleines Segelboot im Display, und spart so einen halben Liter Sprit auf hundert Kilometern.

Durch den dann auf 100 g/km reduzierten CO2-Ausstoß schafft es der i20 in die Effizienzklasse A. Drückt der Fahrer wieder aufs Gas- oder Bremspedal, schaltet sich der Motor unmerklich ein.
Und er geht dabei durchaus flott zur Sache. In 10,4 Sekunden schickt er den knapp 1,2 Tonnen leichten Kleinwagen auf Tempo 100. Erst bei 188 km/h endet der Vortrieb. Die Lenkung ist direkt und präzise, das Fahrwerk straff, aber nicht unkomfortabel abgestimmt. Lässt man es etwas ruhiger angehen, überzeugt der i20 im städtischen Gewusel mit Wendigkeit und guter Rundumsicht sowie über Land mit spritzigen Zwischenspurts und lässiger Laufruhe – erst recht, wenn für 1462 Euro Aufpreis das butterweich abgestimmte Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe die Schaltarbeit übernimmt.
Die stärkere i20-Variante mit 120 PS (88 kW) zeigt da kaum noch einen Mehrwert. Der Motor bietet zwar mit 200 statt 172 Newtonmeter Drehmoment etwas mehr Durchzug, in der Beschleunigung und auch in der Endgeschwindigkeit ist er aber nur um Zehntel schneller und bei Normverbrauch und Emissionen identisch.

Der neue i20 tritt im B-Segment an, den bisherigen Verkaufserfolg fortzusetzen. Das im Hyundai-Entwicklungszentrum in Rüsselsheim gezeichnete Auto bietet dafür alle Voraussetzungen. Optik und Raum sind von der höheren Kompaktklasse nicht weit entfernt. Foto: Lothar Dönges

Die Optik ist „sportlich-scharf“

Für potenzielle Käufer dürfte auch das neue Design den Ausschlag geben. „Egal, von wo man schaut – der 4,04 Meter lange Kleinwagen sieht mit seinen Proportionen einfach nur sportlich-scharf aus“, so die Designer des europäischen Hyundai-Entwicklungszentrums in Rüsselsheim. So ist der neue i20 drei Zentimeter breiter (1,77 Meter), aber zweieinhalb Zentimeter flacher (1,45 Meter) als der Vorgänger, und auch der Radstand wurde noch einmal um einen Zentimeter gestreckt.

An der Front neigt sich die pfeilförmig konturierte Motorhaube in den markentypisch sechseckigen Kaskadengrill, über dem die schmalen LED-Scheinwerfer mit dem gezackten Tagfahrlicht sitzen. In der Seitenansicht springen die nach hinten ansteigenden Blechfalten und Lichtkanten sowie die leicht abfallende Dachlinie mit dem Dreieckfenster ins Auge. Das Heck (für die meisten Auto-Journalisten bei der Präsentation des Fahrzeugs die Schokoladenseite) schließlich wird von einem Wechselspiel aus konkaven und konvexen Horizontalen sowie einem durchgehenden Leuchtband dominiert.


Auch das Interieur wirkt sehr modern und auf dem neuesten technischen Stand. Ein Blickfang ist das 10,25 Zoll große Farbdisplay hinterm Lenkrad, das in brillanter Darstellung animierte Rundinstrumente sowie Fahr- und Bordinformationen anzeigt. Das Cockpit, die Instrumententräger und die Mittelkonsole sind übersichtlich und hochwertig gestaltet. Der i20 hat in diesem Bereich zwar einen großen Hartplastikteil, aber die Riffel-Optik der Blenden am Armaturenbrett und an den Türinnengriffen gefällt.
In die Mittelkonsole integriert ist der Touchscreen mit seiner ebenso gestochen scharfen Optik. Damit lassen sich alle Infotainment-Funktionen einfach und selbsterklärend aufrufen. Darunter auch Hyundais Bluelink-System, das unterschiedliche Telematikdienste wie präzisere Echtzeit-Verkehrsinformationen und Ankunftzeiten, freie Parkplätze und Tankstellen in der Nähe oder auch die Fortsetzung der Navigation zum Zielort per Smartphone ermöglicht.
Der mittlere Bildschirm ist allerdings nur in Verbindung mit dem Navigationspaket inklusive Bose Soundsystem und geräuschreduzierender Frontscheibe für aktuell 1443 Euro zu bekommen. Selbst die Top-Ausstattung „Prime“ (ab 21.728 Euro) hat in Serie nur den 8-Zoll-Touchscreen. Großes Lob gebührt der einfachen und zugleich zuverlässigen Bedienung.

Die im Frühjahr 2021 auf den Markt kommende N Line des Hyundai i20 ist ein echter Hingucker. Fast sieht es so aus, als sei er schon jetzt aufs Podest gehoben worden. Selbstbewusst steht das Auto da und zeigt mit dem Heck eine Schokoladenseite. Foto: Lothar Dönges

Vorgeschmack auf den i20 N

Auch an der Geräumigkeit gibt es nichts zu meckern. Vorne sitzt man auf bequemen und viel Seitenhalt bietenden Polstern, und auch auf den Rücksitzen gibt es reichlich Platz für Knie und Kopf. In der Topausstattung gibt es im Fond sogar Sitzheizung, USB-Anschluss und Privacy-Verglasung.

Der Kofferraum schluckt im Normalzustand ordentliche 351 Liter, die durch Umklappen der asymmetrisch geteilten Rücksitzlehnen auf bis zu 1165 Liter erweitert werden können. Bei den Mildhybriden schrumpft das Fassungsvermögen jedoch auf 262 bis 1075 Liter zusammen.
Einen zumindest optischen Vorgeschmack auf das angekündigte Hochleistungsmodell i20 N bringt Hyundai im Frühjahr 2021 mit der N Line. Die zusätzliche Ausstattungslinie trägt verschiedene sportliche Insignien und Anbauteile, so etwa das N-Emblem auf dem schwarzen Kaskadengrill oder das N-Logo und rote Ziernähte auf Sitzen und Schalthebel, exklusive, zweifarbige 17-Zoll-Alufelgen oder verchromte Endrohre und Pedale in Alu-Optik. Auch der i20 N Line fährt mit den beiden Turbo-Varianten. Allerdings wurden Ansprechverhalten des Motors und der Sound der Abgasanlage auf Sport getrimmt.

Fakten und Technik

Hyundai i20 1.0 T-GDI 48V Prime

Höchstgeschwindigkeit
Maße: 4,04 m/1,78 m/1,45 m (Länge/Breite/Höhe)
Radstand: 2,58 m
Motor: 3-Zylinder-Benziner, 998 ccm, Turbo, Direkteinspritzung
Leistung: 100 PS (74 kW) bei 4500 U/min
Max. Drehmoment: 172 Nm bei 1500-4000 U/min
Beschleunigung 0-100 km/h: 10,4 Sek.

Höchstgeschwindigkeit 188 km/h

WLTP-Durchschnittsverbrauch: 4,4 l

Effizienzklasse: A

CO2-Emissionen: 100g/km (Euro 6d)

Leergewicht/Zuladung: min. 1165 kg/ max 455 kg

Kofferraumvolumen: 262-1075 l

Wendekreis: 10,4 m

Bereifung: 215/45 R 17

Wartungsintervall: 30. 000 kmBasispreis: ab 18.024 Euro (16% MwSt.)

Testwagenpreis: 21.728 Euro (16% MwSt.)